Hitlerjugend Die Hitler-Jugend, Bund Deutscher Arbeiterjugend (HJ) wird auf dem ersten Parteitag der NSDAP - nach ihrem Verbot - im Juli 1926 (Großdeutsche Jugendbewegung- GDJB) gegründet und ist direkt der SA-Führung unterstellt. Als Reichsführer fungiert Kurt Gruber aus Plauen. Hitler ernennt 1931 Baldur von Schirach zum Reichsjugendführer der NSDAP, zuständig für HJ, NS-Schülerbund und NS-Studentenbund.
Zunächst ist die nationalsozialistische Jugendorganisation in Deutschland ziemlich isoliert, und ihre Mitgliederzahl steigt nur langsam. So auch in Naumburg. Im Jahr 1928 stößt die NSDAP mit Parteigenossen Wowerie aus Mühlhausen mit ihren Aktivitäten zum Aufbau der Hitlerjugend in Naumburg auf keine Resonanz. Ein Hitlerjunge aus Naumburg berichtet darüber: "Eltern, Lehrer und Meister verboten den Jungen die Zusammenarbeit mit uns [der HJ]." "Auch wurden wir in der Öffentlichkeit sehr von unseren Freunden und Arbeitskollegen verachtet. Es gehörte Willensstärke dazu, diesen Spott zu ertragen. Wir setzten uns in der Anfangszeit aus einigen Schülern und Jungarbeitern zusammen. Wir unterstützten tatkräftig die SA. bei ihrer Propagandaarbeit im Gau. Unser Kreis wuchs dadurch an, daß jeder einen bestimmten Freund bearbeitete, bis er für die HJ. gewonnen war." (Hitlerjugend 1.3.1934) Als erster HJ-Führer springt ein gewisser Döhler ein, der dann von Karl Willemer (Jägerplatz 9, 1935 SS -Oberscharführer, 1938 SS-Untersturmführer im SS-Sturm 8/26) [1, 2, 3] abgelöst wird. Am 1. Juni 1930 fährt eine Naumburger HJ-Delegation mit Gesang auf zwei Lastkraftwagen zum Parteitag der NSDAP nach Plauen. Nach einem kurzen Intermezzo eines Jungarbeiters namens Sommerburg in der Führung des HJ-Banns Naumburg springt der altbewährte Frontbanführer Richard Reckewerth ein.
In der Stadt Naumburg bestand die erste HJ-Gruppe des Gaus, sagt Friedrich Uebelhoer in seiner Ansprache zur Einweihung vom Haus der deutschen Jugend (Schützenhaus) am 14. Februar 1937. Seit 1929 erweitert sich diese unter Führung von Richard Reckewerth weit über die Stadt auf die Gebiete Weißenfels, Zeitz, Eckartsberga, Merseburg und Querfurt hinaus. Insgesamt werden neun HJ Ortsgruppen gegründet. Die Bewegung dankt es ihm. Das Landerholungsheim in Rammelburg (Sachsen-Anhalt) trägt seinen Namen. 1931 gründet in Freyburg (Unstrut) Käthe Reisen den BdM. Sein Untergau 203 Naumburg umfasst Ende 1934 2 100 Mitglieder und gliedert sich in Untergau - Ring - Gruppe - Mädchenschar - Mädchenschaft - Mädel. Im Juli 1933 entsteht der Bann I / 203, der die Kreise Naumburg, Weißenfels, Zeitz und die Stadt Bad Kösen umfasst. Der Untergau Naumburg 203 mit 2500 Mitgliedern (Ende 1934) organisiert sich in: Bann - Unterbann - Gefolgschaft - Schar - Kameradschaft - Hitlerjunge. Ab 1. März 1937 gliedert er sich in vier Stadtgefolgschaften und die Stadt Bad Kösen. Zu ihm gehören die Nationalpolitische Erziehungsanstalt in Naumburg und Schulpforte. Wenn die Napolas bekanntlich erst nach der nationalen Erhebung (Hitler) gegründet, vorbereitet werden sie schon längere Zeit vorher, nämlich durch die Mitglieder des Nationalsozialistischen Schülerbundes (NSS). Auf Initiative von Rudi Jork und Fips Jahn entsteht ein kleiner, geheim gehaltener NS-Schülerbund, der 1932 in die HJ überführt wird. In der Tendenz verkennen die Lehrer der STABILA, stellt Hauptzugführer Erich Müller fest, dass die Schüler vom neuen Lehrgang von der Bewegung begeistert waren (nach Becker 2000, 24f.). "Zwischen Lehrern und Jungen entstanden Differenzen." Als Patronin für den NSS wirkt Frau Doktor Kolb, Erzieherin der Abteilung Süd-West. Jork tritt bald darauf in die Hitlerjugend ein, die damals noch den Beinamen NS-Arbeiterjugend trägt. Er sendet ein Telegramm an den Reichserziehungsminister mit der Frage, ob Naumburg nicht NPEA (Napola) werden kann. Antwort: "abwarten". 1930 wird der Nationalsozialistische Schülerbund gegründet. "Wie staunten die Naumburger", so der Bericht eines Hitlerjungen, "als die Rot- und Blaumützen mit Hakenkreuzbinde am Arm die Straßen unserer Stadt durchzogen. Das Schülerverbot für nationalsozialistische Betätigung wurde vom Kultusminister in Preußen erlassen. Die höheren Schüler verließen uns und durften selbst nicht mehr mit ihren Eltern unsere Versammlungen besuchen." (Hitlerjugend 1.3.1934)
Gründung
des
Die HJ ist nicht schlechthin nur ein Produkt der NSDAP. Sie und der NSS leistete einen eigenständigen Beitrag zur Formierung der nationalsozialistischen Bewegung in Naumburg. Am 5. Oktober 1933 meldet sich Arno Rost aus Weimar mit einem pikanten Brief beim Schuldirektor des hiesigen Domgymnasiums. Der sechsundzwanzigjährige Vorkämpfer der nationalsozialistischen Bewegung verweist auf das Frühjahr 1930 und fordert vom Schulleiter eine Entschuldigung. Besonderen Nachdruck verleiht er dem Ganzen mit der Übersendung einer Kopie seines Briefes an den NSDAP-Kreisleiter und Oberbürgermeister Friedrich Uebelhoer. Wird Professor Bruno Kaiser den Kotau machen? Und setzte er sich, wie behauptet, tatsächlich ins Unrecht? Es begann alles vor Ostern 1930. Arno Rost fragt beim Studiendirektor Professor Kaiser an, ob er an der Schule hospitieren kann. Warum nicht! Schließlich handelt es sich doch um einen Absolventen der Schule des Jahrgangs 1927. Ab dritten März erhält Rost die Erlaubnis zur Hospitation im mathematischen und physikalischen Unterricht. Kaiser staunt, als er zwölf Tage später erfährt, dass einige seiner Domschüler tags zuvor in Uniform der Nationalsozialisten oder mit Schülermütze und Hakenkreuzbinde am Arm durch die Straßen marschiert sind. Es war der Tag der Gründung des Nationalsozialistischen Schülerbundes (NSS) in Naumburg. In Begleitung der Schüler sah man cand. math. Arno Rost aus Laucha (Nebraer Straße 28). Umgehend untersagt der Studiendirektor ihm weitere Hospitationen mit der Begründung, dass er sich "innerhalb der Schule" "der politischen Beeinflussung der Schüler schuldig gemacht habe". Außerdem ruft er die Lehrerkonferenz zusammen. Sie beschließt, den Schülern jede Teilnahme an den Veranstaltungen des NS-Schülerbundes sowie die Mitgliedschaft im Bund und in der NSDAP zu verbieten. So will es auch das Provinzialschulkollegium der Provinz Sachsen, welches in der Rundverfügung vom 11. April 1930 - Nr. V 7928 das
erlässt. Die Maßnahmen sind in Zusammenarbeit mit der Polizei umzusetzen, weil "Schüler trotz des Verbots in großer Zahl die Versammlungen der N.S.D.A.P." besuchen. Der Schuldirektor tut als seine Pflicht, wie es die Behörde noch einmal mit Nachdruck am 14. April 1930 von allen Schulen fordert. Im Naumburger Tageblatt wehrt sich das Domgymnasium am 22. März 1930 unter der Überschrift Schulwesen "Kulturkampf am Domgymnasium" energisch gegen den Vorwurf der Nationalsozialisten, einen Kulturkampf zu führen. Mit dieser öffentlichen Erklärung reagiert die Schule auf die Ankündigung der NSDAP-Veranstaltungen am 23. und 24. März (siehe unten). Weiter heißt darin:
Also, die Schüler dürfen nicht dem Nationalsozialistischen Schülerbund beitreten. Nur so kann die Schule das Vertrauen aller Eltern erringen. Andernfalls würden die Grundlagen der Arbeits- und Lebensgemeinschaft zerstört, sagt die Schule. Der Kampf der politischen Parteien soll von den Lernenden ferngehalten und ihre politische Entscheidungsfähigkeit durch gute Bildung gefördert werden. Ein weitsichtiger und vernünftiger Standpunkt, der aber in Naumburg allmählich immer weniger Zuspruch findet.
Die NSDAP
Am darauffolgenden Tag, also zum 24. März, lädt die NSDAP-Ortsgruppe Naumburg zu einer öffentlichen NSDAP-Mitgliederversammlung zum Thema Kulturkampf am Domgymnasiums ein. Gegen 8.30 Uhr abends nimmt im Ratskellersaal der Thüringer Landtagsabgeordnete und NSDAP-Parteigenosse Papenbrock aus Weimar das Wort. Er kommt aus dem "Asyl der Freiheit", sagt Friedrich Uebelhoer von der NSDAP-Ortsgruppe bei der Vorstellung Des Gastes. Gemeint war damit Thüringen, wo seit dem 23. Januar 1920 Wilhelm Frick als Staatsminister für Inneres und Volksbildung für die NSDAP tätig ist. Er veranlasste die Einführung des täglichen Schulgebets "Herr mach uns frei!", Verbot das undeutsche Schrifttum als Lehrmittel und fördert Geschichtsdarstellungen im Sinne der geistigen und materiellen Wiedergeburt. Der Referent wendet sich dem verderblichen Einfluss der großstädtischen Literaten zu und formuliert die nationalsozialistische Alternative so:
Wichtig sind seine Ausführungen zur Gestaltung des Geschichtsunterrichts, der sich seiner Meinung nach gegen das Versailler Diktat und den Youngplan als die Ursache aller Not wenden muß. Die Jugend muss spüren, dass die NSDAP der Bannerträger der heldischen Weltauffassung ist. Anschließend informiert Friedrich Uebelhoer, Vorturner der Naumburger NSDAP, über die zunehmende Verankerung der Jugend in den sozialistischen Schülerbünden. Ihre Grundsätze sind Pazifismus, freie Liebe und freier geschlechtlicher Verkehr. Dies zersetzt die Moral und Sitten. Die nationalsozialistischen Schülerbünde wehren den zersetzenden jüdischen Geist ab. Das war 1930!
Triumph des NS-Schülerbundes Hat Professor Bruno Kaiser dem Aktivisten des NS-Schülerbundes, Arno Rost, damals Unrecht angetan? Aus schulpolitischer Sicht auf keinen Fall. Als Verwalter der Schule ebenfalls nicht. Denn er folgte, wie oben dargestellt, in vernünftiger Weise den Vorgaben der übergeordneten Schulbehörde. Ebenso untadelig sein Verhalten in kollegialer Hinsicht. Mit Erfolg bemühte er sich mit seinem Lehrerkollegium um eine demokratische Entscheidung. Er handelte, muß man sagen, verantwortungsvoll. Und trotzdem triumphierte der NS-Schülerbund. Bereits am 24. April 1930 erreichen Professor Kaiser in dieser Angelegenheit weitere Nachrichten. Wilhelm Schwencke von der Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold Naumburg teilt ihm mit:
Tatsächlich bestand aller Grund zur Beunruhigung. In seinem Aufruf Angreifen fordert der NSS Halle (Saale) im Der Kampf, Wochenzeitung für die Arbeiter der Stirn und der Faust, am Sonntag, den 6. April 1930:
von Naumburg. "Er ist in ganz Naumburg berüchtigt", sprach sich bereits bis zur Schulbehörde nach Magdeburg herum. Bei der Saalschlacht am 10. April 1930 in Freyburg mischt er auf Seiten der Nationalsozialisten mit, ebenso beim Aufmarsch der NSDAP am 12. Oktober 1930 in Weimar. Zusammen mit anderen Domschülern stört er die Gedenkfeier des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold "für die im Kampf der Republik Gefallenen" (Kapp-Putsch-Opfer) (vgl. Provinzial 7.11.1930). Am 24. Oktober 1930 muss er das Domgymnasium verlassen und übernimmt bald die Aufgabe eines Gau-Geschäftsführers im NSS. Dessen Aufgabe "ist die Pflege, die Betätigung und die Verbreitung der nationalsozialistischen Weltanschauung." "Sein großes Ziel ist es, möglichst viele Schüler zu Nationalsozialisten zu machen", heißt es in der Richtlinie der Reichsleitung des Nationalsozialistischen Schülerbundes (Albrecht Möller, Berlin-Zehlendorf, Rondelstraße 3) vom 10. Februar 1931. Auch Pauli und Kühlewindt werben bei einer Wahlkundgebung des Reichsbanners am 12. September für den Nationalsozialismus. Kühlewindt. Der Wilfried aus der Grossen Fischstraße, konnte den Anpfiff zum großen Kampf gegen den Bolschewismus nicht abwarten und übte schon mal am 20. November 1930 im NSDAP-Tross mit französischem Seitengewehr den Marsch durch Naumburg. Das bringt ihm am 7. Januar 1931 eine Klage des Oberstaatsanwalts vom Landgericht Naumburg ein. (Vgl. OStA 7.1.1931) Und der Sohn des hiesigen Superintendenten Martin Moehring, gibt in einer Befragung durch Studiendirektor Kaiser und Klassenlehrer Studienrat Kegel seine Mitgliedschaft im NS-Schülerbund von April bis Oktober 1930 zu (vgl. Protokoll 16.12.1930). Immer mehr Dom-Schüler besuchen die Mitgliederversammlungen der NSDAP. Dies beunruhigt die Provinzialschulverwaltung Magdeburg. Wegen Erhaltung der "Schulzucht" will sie dem Treiben ein Ende setzen. Sie ordnet weitere Untersuchungen an. In bestimmten Fällen soll in Abstimmung mit dem Schulkollegium eine Strafe ausgesprochen werden. Durch Zusammenarbeit von Elternbeirat und örtlicher Polizei versucht man dem Problem beizukommen. Mit der örtlichen Polizei, - wo reichlich nazifreundliche Beamte werkeln? Und wie wird der Elternbeirat reagieren? Seiner Vorsitzender ist Pfarrer Ehmann. Ihm gehören (Ostern 1932) weiter an: Oberlandesgerichtsrat Fromme, Oberlandesgerichtsrat Doktor Johannes Müller, der Bankdirektor in Ruhe Strube und Frau Major Stammann. Sie werden sich nun gegen den NSS wenden? Zum Beispiel Oberlandesgerichtsrat Dr. Müller. Wo steht er politisch? Darüber gibt der Jurist aus Anlass der Denkmalsweihe für die Gefallenen der ehemaligen Einwohnerwehr und des Landesjägerkorps am 28. April 1935 in Naumburg freimütig Auskunft als er sagt:
Es ist dies ein Bekenntnis
zur Brutalität gegenüber dem politischen Gegner, ein Freispruch
für die Verbrechen der Freikorps an den Republikanern, besonders
den Arbeitern, und zur nationalsozialistischen Bewegung überhaupt.
Näheres erfährt man aus der Rede
von Hans Wilhelm Stein zum Treffen der Baltikumkämpfer
am 3. Juni 1934 auf der Burg Saaleck. Erneut warnt im Herbst 1930 das Povinzialschulkollegium:
Im Einklang damit meldet ein Republikaner am 15. Oktober 1930 Professor Kaiser:
Das Povinzialschulkollegium in Magdeburg ist sogar über die Personalie Arno Rost im Bilde. (Provinzial 17.11.1930) Um die Ehrenrettung seiner Schule bemüht, entgegnet Kaiser im November 1930:
Sechs Tage später schlägt die Provinzialschulverwaltung Alarm: am Domgymnasium besteht ein Nationalsozialistischer Schülerbund (NSS)! Mit den inzwischen ausgesprochenen Erziehungsmaßnahmen gegen die Oberprimaner Wilfried Kühlewindt (Große Fischstraße 12) und Pauli erklärt sich die Behörde im November ausdrücklich einverstanden. Darauf antworten die Nationalsozialisten mit der Kulturkampf-Kampagne. Für Montag, den 25. Januar 1931, 10 ½ Uhr organisieren sie eineKampfkundgebung gegen den roten Schulterror im Rathaussaal. Es
referieren K. Zwingelberg (Hannover) und K. Nabersberg (Halle)
zum Thema:
Der NSS setzt seine Tätigkeit fort. Zwecks Koordinierung der Gegenmassnahmen beruft die Provinzialschulverwaltung im Januar 1932 erneut eine Beratung mit Bruno Kaiser vom Domgymnasium, dem Direktor des Realgymnasiums Dr. Lemcke und dem Direktor Dr. Wallstabe von der STABILA ein. Aber die HJ hat sich längst an den höheren Schulen etabliert.
An der STABILA (Naumburg) gründet sich der NS-Schülerbund unter Führung von Fips Jahn und Rudi York. Unterstützen tut sie die Frau Dr. Kolb, die Erzieherin der Abteilung Südwest. "Wir waren eine Welt für uns," heisst es in einem Rückblick von 1944,
1932 wird der NSS an der Stabila in die HJ überführt, zunächst noch unter dem Namen NS.-Arbeiterjugend. (Vgl. Napola 1944) Dann übernimmt York die Führung der HJ an der NPEA Naumburg. Er stirbt am 20. Januar 1935 an einer Lungenentzündung und wird in der Schule feierlich aufgebahrt.
Auch die Pfortenser mischen eifrig in der nationalsozialistischen Bewegung der Stadt mit, worüber der Absolvent G. Fliedner 1935 Auskunft erteilt:
Die Darstellung der Geschichte des NS-Schülerbundes in Naumburg begann mit dem Hinweis auf den Brief von Arno Rost vom Oktober 1933 an Professor Bruno Kaiser. Was wurde nun daraus? Praktisch verlangt dies vom Studiendirektor eine Stellungnahme an den Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer. Nach sechs Tagen übersendet er ihm dazu seinen Brief. Die Sätze mäandern dahin, bis er auf die Verfügungen der Provinzialschulverwaltung zu sprechenkommt. Denen musste er Rechnung tragen, verteidigt er sich. Aber er vergisst nicht hinzuzufügen:
Offensichtlich hat der Professor Schwierigkeiten, den deutsch-nationalen Pathos gegen die nationalsozialistische Weltanschauung und Politik abzugrenzen. Eine gewisse Gleichsetzung schwingt in seinen Worten mit.
Die HJ in Schulpforta Von Ostern 1933 bis zum 1. Mai 1934 wächst die Zahl von zwanzig HJ-Mitgliedern auf 82 Schüler (Alumnen) in sechs Kameradschaften an. Ein ehemaliger Schüler berichtet 1935 über den wundersamen Aufschwung von HJ und NSDAP an dieser Schule: "In der politischen Schulung auf dem S.A.=Truppenabend stand das Thema "Gemeinschaftserziehung im neuen Staat" zur Aussprache. Wir haben im Studentensturm Examenskandidaten und Privatdozenten. Gerade die beteiligten sich sehr und baten uns junge Semester, von unserem Leben im Arbeitsdienst und in den S.A.=Sportschulen, im Kameradschaftshaus und in den studentischen Schulungslagern zu berichten. Wir erzählten also vom
und Lebenskreisen, von Bewährung und Leistung des Einzelnen und von der ungeheuren Aufgabe und Verantwortung des jeweiligen Führers. Und plötzlich sprach einer von seiner Schulzeit, die er in einem Schülerheim verbrachte. Er hatte da etwas von Kameradschaft gespürt: beim Sport, im Unterricht, besonders aber in der straffen Ordnung des Lebens im Heim, die jeden Einzelnen in die Form zwang und ihn in gemeinsamem Erleben und gemeinsamer Arbeit an die Kameraden kettete. 1931 war es. Er war Primaner. Da bekam ihre gemeinsame Arbeit einen neuen Sinn; sie sahen ein neues Ziel, das sie packte, für das sich die Arbeit lohnte. Der Nationalsozialistische Schülerbund (N.S.S.) kam auf die Schulen, ergriff Einzelne, gewann Boden. Donnerwetter, der Mensch redete beinahe von Pforte! Bis in Einzelheiten zeigte er dieselbe Entwicklung, die wir in Pforte 1931-1933 erlebten. . Auch bei uns war der Boden vorbereitet. Wir erlebten miteinander Lektionen und Schulgarten, Absengeln am Studientag und Hitzefrei, Martinispiele und - gänse, Weihnachten und Eis auf den Almricher Wiesen, Rudern und Paddeln auf der Saale, Fischhaus und Saalhäuser, und standen dabei immer unter der Aufgabe, uns nach jeder Richtung hin auszubilden und für das Leben tüchtig zu machen. In diese Arbeit kam plötzlich eine neue, weitere Zielsetzung: der Einzelne soll sich bewußt werden, daß alle Bildung, die ihm Schule und Alumnat vermitteln, nicht ihm, sondern dem Volksganzen zugute kommen. Freiwillig oder gezwungen sollt er lernen, alle Arbeit an sich selbst im Blick auf die Gemeinschaft zu tun. Zur Durchsetzung dieses Ziels auf den Schulen wurde der N.S.S. ins Leben gerufen. Im Okt. 1933, nach den Ferien, war er plötzlich da. Wir waren in Pforte 20 Mann. Die Führung hatte ein Obertertianer, dem wir uns freiwillig unterordneten; denn er konnte etwas. In kleinen Gruppen zu 4-5 Mann, möglichst unauffällig, saßen wir auf dem Olymp, in den Spiel- und Lesezimmern, auf einzelnen Stuben zusammen, hatten das Parteiprogramm vor [uns] und besprachen es, so gut wir es konnten. Im November kamen wir in Kösen mit den dortigen Kameraden zusammen. Hinter verschlossenen Türen sprach ein Gauredner, ein von der Polizei verfolgter SS-Mann, zu uns. Die Zelle, die sich im Alumnat gebildet hatte, wurde größer und größer, bis unsere Arbeit im Frühjahr 1932 verboten und der N.S.S. aufgelöst wurde. Die Arbeit durfte jedoch in offenen Abenden in der Untersekunda weitergeführt werden. Damit war unser Plan z. T. erfüllt: das Alumnat war aufmerksam geworden und aufgeschlossen für die weitere Entwicklung.
Mit dem Sommer 1932 beginnt ein zweiter Abschnitt. Der alte Stamm, der ehemalige N.S.S., erhielt Fühlung mit den Naumburger und Almricher Stellen. Die Tertianer und Sekundaner kamen zur HJ und bildeten bald eine selbständige Kameradschaft. Ihre Zentrale hatten sie im Häuschen auf dem Köppelberg. Die Oberprimaner gingen im Laufe des Jahres zur Partei in die Ortsgruppe Almrich. Im Dezember waren 50 Prozent der Oberprimaner Pg.`s, dazu kamen 4 Unterprimaner. Als Pg. erhielten wir seit November auf den Platten zweimal in der Woche unsere S.A.-Ausbildung. Wir erschienen in Phantasieuniform, einzeln drückten wir uns aus dem Portal. ... Nun machten wir unser schriftliches Abitur Von den 21 Abiturienten, die bestanden, ging einer zur Reichswehr, 16 zum freiwilligen Werkshalbjahr, also rund 80 Prozent. Nach meinen Rundfragen ist das ein unerhörter Prozentsatz. Ich führe ihn auf unsere Pförtnererziehung zurück " (Fliedner)
Am 12. April 1933 tagen im Kur-Hotel von Bad Kösen die Führer der Hitlerjugend aus ganz Deutschland. Ein Platzkonzert und Fackelzug verleihen der Veranstaltung einen festlichen und zugleich volkstümlichen Rahmen. Der Ortsgruppenführer der NSDAP, Georg Saalborn (Gerstenbergkpromenade 7a), begrüßt alle Tagungsteilnehmer herzlich. Besonders willkommen heißen die Teilnehmer HJ-Führer Baldur von Schirach (1907-1974) und den aus Naumburg gut bekannten Richard Reckewerth. Kreisleiter Uebelhoer begrüsst sie in Vertretung von Gauführer Jordan mit den Worten:
Der Reichsjugendführer zieht Bilanz:
Der Reichsjugendführer der NSDAP Baldur von Schirach und der Vorstand des Reichsverbandes für Deutsche Jugendherbergen vereinbaren die Übernahme des Jugendherbergwerks durch die Hitlerjugend (HJ). Der erste Vorsitzende des Reichsverbandes für Deutsche Jugendherbergen W. Müncke (Hilchenbach) tritt zurück und wird Ehrenvorsitzender. Seine Aufgabe übernimmt der Reichsjugendführer. Die Marxisten scheiden aus dem Vorstand aus. Alle Herbergsväter die sich gegen den Nationalsozialismus wandten, werden ersetzt. Die Hauptgeschäftsstelle des Jugenherbergswerk wird nach Berlin verlegt. In Hilchenbach (Westfalen) wird die Geschäftsstelle des Jugendherbergswerk geschlossen. Bereits vor der Kösener Tagung besetzte sie die HJ.
Zu fortgeschrittener Abendstunde schießt Baldur von Schirach im Kur-Hotel in das Bild des Führers. Doktor Hans Wilhelm Stein, Pächter der Saaleck-Burg, ist entsetzt und erstattet Anzeige. Es soll fortan sein Leben bestimmen 1934 anerkennt die NS-Führung die HJ als "Kämpfer für die nationale Erhebung".
Eingliederung der Evangelischen Jugend in die Hitlerjugend Am 11. März 1934 erfolgt auf dem Markt von Naumburg die feierlich Eingliederung der Jugend der Dom-, St. Wenzel-, Moritz- und Othmargemeinde in die Hitlerjugend. Sie geht zurück auf Absprache und Zustimmung des Reichsbischofs Ludwig Müller (1883-1945), dessen Einsatz Baldur von Schirach besodners lobend hervorthebt. "Freiwillig seid Ihr gekommen", sagt HJ-Bannführer Kriebitzsch (Jacobsring 6), "und freiwillig wollt ihr Euch unterordnen."
Der Weg, sich hineinzustellen in den Dienst unseres Volkes, ist uns vom Heiland gewiesen", erklärt Pfarrer Maruhn (aus Kyna, Amtseinführung am 15. Januar 1933) der Jugend. Vom Standpunkt des Jugendlichen ist die Mitgliedschaft in der Hitlerjugend nicht unbedingt und immer ein Bekenntnis zum Nationalsozialismus gewesen! Doch aus der Perspektive der Organisation, hier der Kirchenleitung, ist dies anders zu sehen: Die Eingliederung der Evangelischen Jugend in die Hitlerjugend stellt eine öffentliche Bejahung der NS-Politik und Ideologie sowie die Akzeptanz des Totalitätsanspruchs der HJ auf die Jugenderziehung dar. Die eigentliche Bedeutung dieses Vorgangs erschließt sich mit dem Begriff der "Gleichschaltung" nicht. Besser wäre, von der Sicherung des Erziehungsmonopols durch die nationalsozialistische Bewegung zu sprechen. Und wer dieses antastet, wie Pfarrer Albert Mielke, muss mit dem ganzen Zorn der Führer, dem Schlimmsten rechnen. Gauführer
Albrecht Eggeling
An sich ist die Mitgliedschaft bei der HJ noch freiwillig. Doch auf die Eltern und Erzieher wird Druck ausgeübt, um die Jugendlichen zum Beitritt zu bewegen. Das Gesetz über die Hitlerjugend vom 1. Dezember 1936 und die Zweite Durchführungsverordnung zum Gesetz über die Hitler-Jugend (Jugend-Dienstverordnung) vom 25. März 1939 erheben die Mitgliedschaft für alle Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahren zur Pflicht.
Jungvolk
Im Alter von 10 bis 14 Jahren gehörten die männlichen Schüler dem Jungvolk an, der Jugendorganisation der Hitler-Jugend. "Immer auf den 20. April (Hitlers Geburtstag) war die Pflichtaufnahme in das Deutsche Jungvolk [DJ] gelegt. Das DJ gehörte zwar organisatorisch zur Hitlerjugend, war aber seiner Herkunft nach eine gleichgeschaltete Einrichtung. Wer nicht unbedingt in die HJ wollte, wurde gerne Führer im Jungvolk. So waren die Schüler der oberen Klassen des Domgymnasiums meist Führer im Jungvolk. Im Juni 1944 gab es eine Woche der Jugend, nun zusammen mit der Hitlerjugend. Dabei sah man erstmalig die Marine-HJ. Es war angeordnet worden, eine Woche lang Uniform zu tragen." (Jung 2006)
Freizeit, Spiel und politische Erziehung Die HJ ist vor allem eine "weltanschauliche Erziehungsgemeinschaft", hebt ihr Führer Baldur von Schirach (1934 130) hervor. In dem sich die HJ gegen jede Kultur des Elite- und Standesdünkel wendet, gewinnt sie schnell an Popularität. Ihr gelten die manierierten Verhaltensmuster und Codices aus Zeiten des Adels als obsolet. Hitlerjunge Fliedner artikuliert dies eindrucksvoll mit den Worten vom Zusammenleben mit Kameraden aus allen Schichten. Geschickt integriert die HJ wichtige Elemente aus den Reformbestrebungen der Freideutschen Jugend, Arbeiterjugend oder Naturfreunde (Verein Die Naturfreunde). So gesehen stellt sich der neue Geist mit der Betonung von Kameradschaft über alle sozialen Schichten und Klassen hinweg, gerade für die Jugend, modern gesprochen, als Protestkultur dar. Und welcher Jugendliche rebelliert nicht gerne gegen die Alten? So verstanden es die HJ-Führer, sich als eine neue progressive Kraft darzustellen und mobilisierten damit die enormen sozialen Kräfte der Jugend. Die Beliebtheit der HJ erklärt sich nicht allein durch ihre neuen Erziehungsmethoden. Wie die Naumburger erzählen, organisiert sie eine attraktive Freizeitgestaltung, die großen Anklang fand.
Die HJ organisert das Pfingstlager des Unterbanns 203 - HJ Naumburg - im Juni 1936 an der Rudelsburg. In der Zeit vom 10. bis 17. Oktober 1936 führt der Bann 203 (Naumburg) eine Musikschulung in der Jugendherberge zu Camburg durch. Hieran können Schüler und Schülerinnen mit besonderer Befähigung zu einer Gebühr von elf Reichsmark teilnehmen.
Dann kümmert sich die HJ wieder um den Schwimmunterricht. Von 400 Hitlerjungen vom Bann 203 (Naumburg) können etwa 40 nicht schwimmen. Davon konnten 35 Jungen aufgrund fehlender finanzieller Mittel am Schwimmunterricht nicht teilnehmen. Bei ermäßigter oder freier Schwimmkarte könnten, schreibt der Führer des Unterbanns I/203 Alfred Wetzel, an den Oberbürgermeister der Stadt im November 1936, auch die letzten Jungen das Schwimmen lernen.
Staatliche Unterstützung Natürlich ist die Hitlerjugend auf die finanzielle Unterstützung der Stadt angewiesen. Hierbei müssen Schwerpunkte gesetzt werden. Diese gibt der Gauamtsleiter für Kommunalpolitik der NSDAP des Gaus Halle-Merseburg 1937 in einem Brief an die Oberbürgermeister und Kreisleiter in Abstimmung mit dem Deutschen Städtetag wie folgt vor:
E r s t e n s: Besondere Unterstützung erhalten die Ferienfahrten zur körperlichen Erziehung. Um die Durchführung der großen Zeltlager zu gewährleisten, sind allgemeine Zuschüsse notwendig. Seitens der HJ-Standarte werden deshalb Anträge für die Zeltbeschaffung gestellt, die zu genehmigen sind. Der Bann Naumburg plant für die Jungen 1938 ein großes Sommerzeltlager an der Samlandküste (bei Königsberg). Die Mädchen sollen in Jugendherbergen untergebracht werden. Für die notwendigen zwölf Zelte sollen 1 500 Reichsmark eingesetzt werden. Besonderen Wert legen die Organisatoren der Zeltlager auf eine "reichliche und kräftige Ernährung". Nur dann, wird betont, kann das Erholungsziel erreicht werden. Allein gutes Essen stellte einen hohen Wert dar und konnte die Anziehungskraft der HJ-Lager enorm steigern. Z w e i t e n s: Vorrang hat die Finanzierung des Schulungsmaterials, welches von der Gebietsleitung herausgegeben wird. Die Zeitschriftenbereitstellung im Haus der Jugend soll verbessert werden.
Das Haus der Jugend war übrigens das ehemalige Schützenhaus. Er wurde am 14. Februar 1937 der Hitlerjugend übergeben. Der Deutsche Gemeindetag wendet sich im Oktober 1935 an alle Städte mit über 5 000 Einwohnern, die Rundfunkbeschaffungsaktion der Hitlerjugend zu unterstützen. Die Aktion erfolgt in Zusammenarbeit mit dem Reichsministerium für Volksaufklärung. "Die Wichtigkeit der weltanschaulichen, politischen und kulturellen Schulungsarbeit der deutschen Jugend im nationalsozialistischen Sinne, die gerade mit Hilfe des Rundfunks in den Reihen der Hitler-Jugend durchgeführt werden muss, ist ein hinreichender Anlass, aus Mitteln der Jugendpflege die Heime der HJ mit Rundfunkgeräten auszustatten." (Hitlerjugend, 24.10.1935) D r i t t e n s: Die finanziellen Mittel sind vorrangig für die Führererziehung, wie die Kreisführerschulung, bereitzustellen. (Vgl. Hitlerjugend 29.3.1937)
Hitlerjugend heute - Soldaten morgen (Richard Reckewerth) Die Rückschau auf die HJ in Naumburg würde das Wesentlichste auslassen, wenn deren Erziehungs- und Ausbildungstätigkeit zur Abrichtung der Jugend für den Krieg unerwähnt bliebe. Auf dem Parteitag der Freiheit (1935) wünscht sich der Führer den wetterfesten, den harten jungen Deutschen. Generaloberst Keitel vom Oberkommando der Wehrmacht und der Reichsjugendführer Baldur von Schirach schliessen 1939 einen Vertrag zur Unterstützung der vormilitärischen Erziehung der HJ. Für dessen Realisierung zeichnet für die HJ-Mittelland Obergebietsführer Richard Reckewerth. Die Wehrertüchtigung erfolgt einmal in allgemeiner Form. Hier stehen Schiessübungen im Mittelpunkt. Bereits das Jungvolk erhält Instruktionen an der Luftbüchse. In HJ-Alter vervollkommnet er seine Fähigkeiten mit dem Kleinkalibergewehr und legt das Schiessabzeichen ab. Die Besten erhalten die Auszeichnung als Scharfschützen.
so Reckewerth 1939,
Die HJ bildet Feldschere, Luftschutzhelfer und Streifendienste aus. Grossen Zuspruch finden ihre Sondereinheiten, wie Motor-HJ, Flieger-HJ, Nachrichten-HJ und Reiter-HJ. Hieraus geht der Nachwuchs für die Wehrmacht und die entsprechenden NSDAP-Gliederungen hervor. (Vgl. Reckwerth 1939) Zur Überprüfung des Leistungsstandes dienen die Führerwettkämpfe und Sporttage Mittelland (1939). Alle Mitglieder sollen das HJ-Leistungsabzeichen erwerben. Für die HJ-Führung Mittelland ist dies eine wichtige Führungs- und Abrechnungsgrösse. Es erwerben beispielsweise 1939 im Gebietslager auf dem Köppelberg - seit 1933 eigentlich in Adolf Hitler Höhe umbenannt - 400 Jungen. Schon 1935 führte hier der HJ-Heimatbann 203 für etwa 30 Jungs Freizeit- und Ferienlager durch. Alles dient der Formung des soldatischen Charakters. Viele Jungen möchten ein Motorrad fahren. Bei der Motor-HJ können sie es im Alter von 15 bis 18 Jahren Motor- und Fahrkunde sowie das Verkehrsverhalten erlernen. "Der Dienst in der Motor-HJ ist deshalb schwer, weil die sportliche und weltanschauliche Schulung hinter den technischen Dienst nicht zurückstehen darf", erklärt in ein Reporter der Mitteldeutsche National-Zeitung 1938 nach dem beuch in Naumburg. Sie haben sich deshalb "eifrig den Dienst versehen, um später einmal, wenn sie zum Heer gehen, tüchtige Kraftrad-Schützen zu werden." Die Motor-HJ bildet Nachwuchs für die motorisierten Truppenteile aus.
"Wer der Luftfahrt hilft, hilft Deutschland." (Hindenburg) Das musste man den technikbegeisterten Jungen nicht zweimal sagen. Im Frühjahr 1934 baut die HJ das erste Segelflugzeug, das den Namen Stadt Naumburg erhält. Aus 100 Meter Höhe fliegt es im Gleitflug 2 200 Meter weit. Die Stadtverwaltung fördert das Projekt mit einer Geldspende. In der Blumenthalstrasse 7 nimmt NSFK [Nationalsozialistische Fliegerkorps]-Sturm 7/36 Naumburg seinen Sitz. Auf dem Köppelberg bei Schulpforta konnte der Hitlerjunge die Grundlagen des Segelflugs erlernen. Einige finden gar zur Reichssegelflugschule des NSFK in Laucha. Viele legen in den Schulungslagern im Voigtland und Erzgebirge ihre erste Prüfungen ab. Für den A-Schein müssen sie ganze 15 Jahre alt sein, mindestens 30 Schul- und 5 Prüfungsflüge absolviert haben, Geradeausflug, Start und Landung beherrschen. Der B-Schein, ab 16 Jahre, verlangt mindestens 20 Schul- und 5 Prüfungsflüge, einschliesslich der Fähigkeit zum Kurvenflug und zur Ziellandung. Unmittelbar neben dem Sportplatz des Männer-Turnvereins am Halleschen Anger steht das Bootshaus des Rudervereins 08. Der Verein gründete sich am 1. Juli 1908. Sein Ziel war die sportliche Formung der Körper und Erziehung zur Kameradschaft. Nach dem Ersten Weltkrieg stieg die Mitgliederzahl erst allmählich wieder auf das Vorkriegsniveau. Das war vor allem das Verdienst des unermüdlichen Hans Hirschfelder (Naumburg). Erster Vorsitzender des Vereins war dereinst übrigens Bankdirektor Richard Hertel. Neben diesem Verein
bestand noch die Ruderabteilung des Männerturnvereins und
der Naumburger Ruderverein Neptun. Interessierte Schüler des
Domgymnasiums organisieren sich im N.G.R.V - Naumburger-Gymnasial-Ruderverein,
dessen Tätigkeit für Zeitraum 1924 bis 1928 nachgewiesen ist. Nach 1933 trainiert die Marine-HJ hier auf der Saale mit dem Kutter Admiral Scheer. Über die vom regelmäßigen Dienst braungebrannten Jungs in ihrer blauen Marinekluft kommen die Mädchen leicht ins Schwärmen. In ihre Liebe drängt sich bald Hitlers Krieg.
Bei den Jungens der Motor-HJ. "Mitteldeutsche National-Zeitung", Domstadt Naumburg, Halle, den 27. Februar 1938 Bericht der Nationalsozialisten über den Verlauf der Versammlung. In: Nationalsozialistische Versammlung. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 25. März 1930 Domgymnasium Naumburg a. S., Tagebuch Nummer 399/30. Naumburg, den 11. November 1930 [Provinzialschulkollegium der Provinz Sachsen] Fliedner, G.: 1931-1933, die Zeit des Aufbruchs in Pforte. In: Pförtner Blätter, Vierteljahreszeitschrift der Landesschule zur Pforte, 9 (1935) 2, Seite 29-31 Jung, Dr. Volkhard: Bericht über HJ in Naumburg. Internetseite des Stadtmuseums Naumburg, www.museumnaumburg.de, Januar 2006 Kaiser, Bruno: Brief der Domschule Naumburg an den Oberbürgermeister der Stadt Naumburg vom 11. Oktober 1933. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Landgericht Naumburg.
Sammelakten. Urteile der Kleinen Strafkammer, Naumburg 1938, 1939, 1940.
Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg 445 [Müller] "Und über Deutschland steht das Morgenrot!". "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 29. April 1935 [Napola 1944] 10 Jahre Nationalsozialistische Erziehungsanstalt in Naumburg an der Saale. 21. Kriegsnummer - April 1944 Nationalsozialistische Versammlung. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 25. März 1930 [OStA] Oberstaatsanwalt, Der, bei dem Landgericht. Naumburg, am 7. Januar 1931. An das Amtsgericht Naumburg a. S. Anklageschrift. Der Schüler des Domgymnasiums Wilfried Kühlewindt in Naumburg a. S., Große Fischstraße 12, Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Peters, Otto: Am Lagerfeuer. Internetseite des Stadtmuseums Naumburg, www.museumnaumburg.de, Januar 2006 Protokoll. Verhandelt. Naumburg an der Saale, den 16.12.1931. Anwesende. Studiendirektor Dr. Kaiser, Studienrat J. Kegel als Klassenlehrer der OI [Oberprimaner], Studienrat Dr. Schröter als Protokollführer, Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Reckewerth, Richard: Hitlerjugend heute - Soldaten morgen. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 23. August 1939 [Republikaner] Brief an "Herrn Direcktor Kaiser", Naumburg, den 15. Oktober 1930. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz [Rost, Arno] Arno Rost, Weimar, Schröterstraße 49 II. Brief an das Domgymnasium Naumburg. Weimar, den 5. Oktober 1933. - Direktor des Domgymnasiums. Brief an den Oberbürgermeister von Naumburg. Naumburg, den 11. November 1933. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Schwencke, Wilhelm. Reichsbanner Schwarz-Rot Gold. Ortsgruppe Naumburg a. S., Naumburg, den 24. April 1930. An den Direktor des Domgymnasiums Professor Bruno Kaiser, Naumburg, Domplatz. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Provinzial Schulkollegium der Provinz Sachsen. Tagebuch Nummer: V 15803. Magdeburg, den 14. Juli 1930. Betrifft Verbot der Beteiligung von Schülern an nationalsozialistischen Veranstaltungen. Magdeburg, den 14. Juli 1930, Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Provinzial Schulkollegium der Provinz Sachsen. Tagebuch Nummer: III 28848. Magdeburg, den 7. November 1930. Betrifft Nationalsozialistischer Schülerbund. An Herrn Studiendirektor des Domgymnasiums. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Provinzial Schulkollegium der Provinz Sachsen. Tagebuch Nummer: V 22846. 5. Magdeburg, den 17. November 1930. Betrifft Nationalsozialistischer Studentenbund. An Herrn Studiendirektor des Domgymnasiums. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Schirach, Baldur: Die Hitler-Jugend. Idee und Gestalt. Verlag und Vertriebsgesellschaft m.b.H., Berlin 1934 Schulwesen "Kulturkampf am Domgymnasium". "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 22. März 1939 Steche, Hermann Otto (Oberstudiendirektor am Domgymnasium in Naumburg / Saale) E. Stengel (Studienrat an der Oberschule in Weimar), M. Wagner (Studienrat an der Aufbauschule in Weimar): Lehrbuch der Biologie für Oberschulen und Gymnasien. 4. Band für die 6., 7. und 8. Klasse, Zweite Auflage, Verlag von Quelle & Meyer in Leipzig 1942 Zitzmann, Friedrich, Hünstetten-Wallbach: Meine Kindheit in der Moritzstraße. Internetseite des Stadtmuseums Naumburg, www.museumnaumburg.de, Januar 2006 2100 deutsche Mädel innerhalb der Staatsjugend im Untergau 203 Naumburg. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 11. Januar 1935
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