In der Stadt regiert die streng nationale Familie. Früher als an anderen Orten in Mitteldeutschland, erstarkt in Naumburg die nationalsozialistische Bewegung. Nicht minder kräftig schlägt der Stahlhelm und die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) in die nationalistische Kerbe. Nationalismus und Antisemitismus, beobachtete Carl von Ossietzky (1932), sind wesensverwandt. Und trotzdem begegnet man noch heute oft der Ansicht, dass die Deutschnationalen mit der Judenfeindlichkeit nichts oder nicht viel zu tun hatten. Das ist ein Irrtum. Der Fehler besteht darin, wenn man das einmal salopp ausdrücken darf, dass hier vom Deutschnationalen ein operettenhaftes Bild gezeichnet wird. Also etwa im Sinne des soliden, klassischen, eben gebildeten Konservativen, der zwar darauf besteht Die beste Staatsform ist für das deutsche Volk die konstitutionelle Erbmonarchie, wie es im Wahlaufruf der DNVP 1924 heisst, aber doch niemals Juden in das Konzentrationslager Buchenwald deportiert. Seit dem Tivoli-Programm, genannt nach dem Tagungsort der Deutschkonservativen Partei in einer Berliner Brauerei im Jahr 1892, gehört der Kampf gegen den "zersetzenden jüdischen Einfluss" zum Grundkonsens konservativen Parteien-Denkens. Nun tragen ihn viele von der Ortsgruppe-Deutschnationale Partei (DNVP) unter Führung ihrer Vorsitzenden Oberlandesgerichtsrat Dr. Fritze, Georg Wilhelm Schiele, Oberlandesgerichtsrat Wilhelm Kosack und Apotheker Doktor Wolfgang Schöbel über die Zeit von 1918 bis 1933 weiter.
Bisher kannte man in Deutschland den Salon-Antisemitismus, den Antisemitismus der Berufsverbote und eingeschränkten Bürgerrechte bis hin zur Ausweisung. Hier ordnen sich die nach dem Ersten Weltkrieg in der Stadt stattfindenden Vorträge über die Rolle der Herrenrasse und Untermenschen, über die arische Rasse und den Juden als großen Volksverderber ein. Arthur Hoffmann-Kutschke referiert am 5. September 1919 um 8.15 Uhr abends im Kuchenhaus über Rassenfragen und Deutschtum. Einen gewaltigen Schub erhält der Antisemitismus durch die Ostjuden-Kampagne. Sie war gegen die aus Polen und Galizien einwandernden Juden gerichtet. Die Freiheit (Berlin) beziffert die seit 1914 eingewanderten Ostjuden auf höchstens 60 bis 70 000. Der grösste Zahl von ihnen kam nicht freiwillig, sondern war von den kaiserlichen Behörden aus den östlichen Ländern zwangsweise zur Arbeit in die deutsche Kriegsindustrie verschleppt worden. Eine weitere Fluchtwelle setze ein als die Polen 1918 ihre Unabhängigkeit erlangten, worauf eine lange Kette von Judenpogrome folgte. Während des Krieges war von den deutschen Behörden der schon länger bestehende Gegensatz von Juden und Polen liebevoll gefördert (Freiheit) worden. In Lodz, kam am 2. August 1920 in der Reichstagsdebatte zur Ostjudenresolution zur Sprache, zerstörten die Deutschen viele Betriebe, weshalb die Menschen dort keine Arbeit fanden. (Bernd 2004, 260ff.) Unter dem Einfluss der Ost-Judenkampagne verändert der Antisemitismus seinen Charakter. Er wird manifest und aggressiver. Besonders aktiv sind, hebt Hans Dieter Bernd 2004 hervor, die völkischen und antisemitischen Christsozialen. Für sie sind die nach dem Ersten Weltkrieg nach Deutschland weiter einwandernden Ostjuden ein Mittel, um die Regierung zu destabilisieren. Die Deutschnationale Volkspartei (DNVP) und ihr Reichstagsabgeordneter Reinhard Mumm heizen mit der Ostjuden-Propaganda die soziale Stimmung weiter auf. Sie stellen die Einwanderung in den Kontext der real vorhandenen und wachsenden Wohnungsnot und Lebensmittelverknappung. Nicht ohne Erfolg setzen DNVP-Agitatoren die Ostjuden mit den Schiebern gleich, um im nächsten Schritt, die Regierung für deren Machenschaften verantwortlich zu machen. Es gelang der antisemitischen Propaganda, die kulturfremden Elemente aus Galizien und Polen als Gegenbild zum sauberen, ordentlichen Deutschen aufzubauen. Damit einher ging in weiten Kreisen der Bevölkerung eine starke Emotionalisierung und Verstärkung von Abneigung und Hass gegen die Juden. (Vgl. Bernd 179 ff.).
"Wir wenden uns nachdrücklich gegen die seit der Revolution immer verhängnisvoller hervortretende Vorherrschaft des Judentums in Regierung und Öffentlichkeit", verkündet die Deutschnationale Volkspartei in ihren Grundsätzen von 1920. In der grossen Programmrede vom Absolventen des Naumburger Domgymnasiums Oskar Hergt (1869-1967) am 26. Oktober 1922 auf dem Görlitzer Parteitag der DNVP stand die "antisemitische Grundeinstellung" (Liebe 1956, 69) der DNVP ausser Frage. Und in der Heimatstadt ihres Vorsitzenden war sie eine einflussreiche und mächtige Partei. Orchestriert von Stahlhelm und anderen Vaterländischen Gruppen, dominiert sie das geistig-politische Leben der Stadt. Die Deutschnationale Volkspartei in Naumburg verlangt am 25. November 1924 im Aufruf die "Bekämpfung der jüdischen Vorherrschaft" und "den Zustrom der Ostjuden endgültig" abzudämmen. "Die Deutsch-Nationalen tolerierten weitgehend das harsche Vorgehen der Nationalsozialisten", analysiert Karim Saab die Lage, "waren aber selbst viel zu bequem, zu anständig und selbstgefällig, um Mitmenschen von sich aus aktiv Leid zuzufügen. Ihre sehr beschränkte Auffassung von Tradition, Moral und Ordnung, ihr nicht reflektiertes Pflichtgefühl gegenüber jedem beliebigen Obrigkeitsstaat waren so etwas wie ein geistiges Hinterland für den Faschismus." Im deutschnationalen Spektrum existiert eine breite politisch militante und aggressive Strömung, die den Übergang zum Nationalsozialismus findet. Diesen Weg schlägt DNVP-Funktionär Georg Schiele (Naumburg) mit der Wettiner Rede ein. Ihm folgen aber keineswegs alle, was immer wieder betont sei.
Mit Kampfparolen wie Deutschland den Deutschen! aus dem Wahlaufruf der DNVP von 1924, befindet sich die Partei bereits auf dem Weg zur Judenverfolgung. In ihrem Wahlaufruf vom 25. November 1925 fordert sie die Bekämpfung der jüdischen Vorherrschaft. "Die Ausgrenzung der Juden und die Stimmungsmacherei gegen sie [in Naumburg] verhalf vielen gesichtslosen Bürgern zu einer Art Identität", beschreibt Karim Saab 1983 die Funktion des Antisemitismus treffend. Im Wahljahr 1932 nähern sich Deutschnationale und Nationalsozialisten weiter an. Auch die Deutsche Volkspartei (DVP) will dem Antisemitismus nicht abschwören. Zwar treibt sie "keinen Antisemitismus wie ein Teil der Deutschnationalen, wenigstens kein Rassenantisemitismus," erklärt Carl Cremer (1876-1953) den Naumburger Parteifreunden in Anwesenheit ihres langjährigen Ortsgruppen-Vorsitzenden Landgerichtsrat Lohmeyer auf ihrer ersten öffentlichen Versammlung am 8. Dezember 1919 in Saal des Ratskellers. Doch behält er sich das Recht, und das wiegt schwer, für einen "Kulturantisemitismus vor, wenn der jüdische Einfluss zersetzend auf unser Geistesleben wirkt". Ebenso tragen der Wehrwolf und Stahlhelm zum alltäglichen Antisemitismus bei. Sie generieren und transportieren das militant deutschnationale Bewusstsein zum Bürger. Zum Wehrwolf-Treffen im Juni 1930 hetzen die judenfeindlichen Parolen nur so durch die Straßen und Gassen. Am 1. März 1928 findet im Dorfgasthaus von Flemmingen bei Naumburg eine Volksversammlung statt. Hierzu lädt die Ortsgruppe des Wehrwolfs ein.
Der Pfarrer im Ruhestand enttäuscht die Organisatoren im Dorfgasthof von Flemmingen nicht. Nach Kräften beschimpft er die republikanische Staatsform, wettert über die Judenregierung und bezeichnet Reichsaußenminister Gustav Stresemann als Judenknecht und Judenhäuptling. Anwesende Mitglieder der Arbeiterparteien, darunter der allseits bekannte Adolf Schuster (siehe 1 2) aus Almrich, Flemminger Straße 6, erheben Einwände, stellen Rückfragen, machen dagegen Stimmung. Es überschreitet aber nicht den Rahmen kritischer Meinungs- bis Unmutsäußerung. Freilich ist die Versammlung schwierig zu beherrschen. Und sie hat ein Nachspiel. Das Schöffengericht Naumburg verurteilt Karl Iskraut am 3. Oktober 1929 wegen Verstoß gegen das Republikschutzgesetz vom 21. Juli 1927 zu einer Geldstraße von 300 Reichsmark. "Der Angeklagte gibt selbst an, er halte die Juden für eine andere, der deutschen völlig wesensfremde und ihr gegenüber sittlich minderwertigen Menschenart." nach oben Am 26. April 1930 tönt es auf der NSDAP-Mitgliederversammlung im großen Ratskellersaal (Naumburg):
Kein Intellektueller, Lehrer, Pfarrer oder Journalist wandte sich in Naumburg im öffentlichen Raum gegen solche bösartigen Äußerungen. Auch das Naumburger Tageblatt distanziert sich von derartigen geistigen Ausschreitungen nicht. Wie sollte es auch, schwamm es doch im Strom der deutschnationalen Propaganda mit. Seit Ostern 1930 rekrutiert der Nationalsozialistische Schülerbund (NSS) am Domgymnasium Mitglieder. Studiendirektor Professor Bruno Kaiser verbietet in Absprache mit dem Lehrerkollegium derartige Aktivitäten. Jedoch muss Wilhelm Schwencke von der Ortsgruppe des Reichsbanners im Brief vom 24. April 1930 an Studiendirektor Kayser feststellen, daß ein großer Teil der Schüler des Domgymnasiums sich nicht um dieses Verbot schert. Friedrich Uebelhoer (NSDAP) organisiert unter der Losung "Kulturkampf in Naumburg" eine Kampagne gegen die Maßnahmen von Professor Bruno Kaiser.
konstatiert die Schulprovinzialverwaltung
Magdeburg am 7. November 1930. Hepp, hepp, Jude
und mit Knoblochschwein beschimpfen
SA-Leute Doktor Artur Schweriner (SPD) am 11. Mai 1931 in
Naumburg vor dem Präsidentenhaus (Kramerplatz) ....
Rassismus und Judenfeindlichkeit waren lange vor 1933 ein prägendes Moment der Alltagskultur, was nach dem Machtwechsel die komplikationslose Installation in die verschiedensten Institutionen, Schulen, Krankenhäuser, Gerichte, erleichterte. Die Schuljugend wird dann, worauf die Lehrpläne in den Unterrichtsfächern Geschichte, Biologie und Deutsch-Literatur ausgerichtet sind, nach den neusten Erkenntnissen der Rassenbiologie und Vererbungslehre erzogen. Auf Kundgebungen hetzt man gegen die Juden und boykottiert 1933 ihre Geschäfte. Sie verlieren ihre Arbeit und berufliche Position, werden beleidigt, schikaniert, verfolgt und umgebracht. Gegen Professor Walter Kranz, Rektor von Schulpforta, organisiert die NSDAP-Naumburg eine gemeine Kampagne. Über die Frage des Ausschlusses jüdischer Mitglieder kommt es am 31. Mai 1933 auf dem Kongress des Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) in Naumburg zu Auseinandersetzungen.
Der Jude ist eine andere Rasse. Dessen muss man sich immer bewusst sein, hetzt Martin Schmidt am 14. Oktober 1935 in der NS-HAGO Versammlung in Naumburg. Und doch muss einigen Volksgenossen diese zentrale politische Distinktion der NSDAP, der Antisemitismus der Verfolgung, nicht eingängig gewesen sein. Warum sonst fügt der Kreisgeschäftsführer der NSDAP-Kreisleitung folgende zwei Sätze hinzu:
Es bereitet offenbar
einige Mühe, die Rassenideologie und -pflege in der Stadtkultur zu
etablieren und zur allgemeinen Akzeptanz zu verhelfen. Dieser Aufgabe
widmet sich das Rassenpolitische Amt der NSDAP-Kreisleitung, der NS-Juristenbund
(Doktor Werner Rieling), der NS-Lehrerbund (Walter Schieke) und die
NS-Kulturgemeinde. Dabei tun sich besonders Direktor Doktor Heinrich
Lemcke von der Städtischen Oberschule für Jungen, Lehrer
Wilhelm Zils, Napola- Geographielehrer Hans
Wildgrube und Studiendirektor Professor
Doktor Steche vom Domgymnasium hervor. Der Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes mit Martin Schmidt, Sattlermeister Schröter und Eisenhändler Forwergk bereitet mit der NSDAP-Kreisleitung Naumburg das Handelsboykott gegen die Juden vor. Sie missachten elementare moralische Grundsätze des wirtschaftlichen Wettbewerbs. Der ehemalige Naumburger NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer gibt 1941 in der Litzmannstädter Zeitung mit der kostengünstig arbeitenden Juden-Vernichtungsmaschine an. Persönliche politische und organisatorische Verantwortung für die Judenverfolgung in Naumburg tragen die Oberbürgermeister (Uebelhoer, Radwitz), Bürgermeister (Roloff, Schröder), Richter vom Amts-, Land- und Oberlandesgericht sowie Doktor Werner Rieling (Hochstrasse 9) vom Bund der Nationalsozialistischen Juristen bzw. des Nationalsozialistischen Rechtswahrer Bundes (NSRB) Halle-Merseburg. Die Stadtverwaltung Naumburg nebst Ortspolizeibehörde (Handelseinschränkungen, Diskriminierung, Judenstern, Wahlverbot, Arisierung), das Amtsgericht (politische Berufsverbote gegen Juden, Familienrecht) und das Oberlandesgericht (Entjudung der Naumburger Rechtsanwälte und Notare) organisieren die Banalität des Bösen (Hannah Arendt). Ohne die falsche
Toleranz der Bürger gegenüber der verrohenden Gesellschaftsmoral,
ohne die Gleichgültigkeit gegenüber leicht erkennbarem Unrecht
und ohne den weit verbreiteten Wohlstandschauvinismus - Egal wie die
anderen leben. Hauptsache, mir geht es gut! - wäre dies nicht
möglich gewesen.
Eine kleine Minderheit wird dezimiert und vernichtet nach oben
1933 sind in der Stadt etwa dreißig jüdische Familien ansässig. 1938 lebten noch folgende Juden in Naumburg:
Nach der Volkszählung
von 1939 leben in Naumburg noch neun jüdische Personen, davon vier
männliche. Radikalisierung
der Mitte: Kauft nicht bei Juden! nach
oben 1933 sieht die radikale Mitte den Zeitpunkt gekommen, die unliebsame Konkurrenz auszuschalten. Am 1. April beginnt die Boykottaktion gegen die jüdischen Geschäfte. An diesem Tag findet gegen 8 Uhr abends auf dem Markt eine Kundgebung gegen das Judentum statt.
Der Kreiskampfbundleiter des gewerblichen Mittelstandes Martin Schmidt ruft den Teilnehmern zu:
Was für ein historischer Rückschlag für das sittliche Verhalten! 1664 ordiniert die Schulordnung der Domschule Naumburg: Blasphemi ne sunto, nullius caput, diris devovento, de nemine male & intemere loquuntor. (Sie sollen nicht lästern, sollen niemanden verfluchen, über niemanden schlecht und verletzend reden.)
Das Naumburger Tageblatt veröffentlicht am 3. April 1933 eine Liste mit zwanzig jüdischen Geschäften und Rechtsanwälten mit dem Aufruf, diese zu boykottieren. Wahlweise nenne ich: das Haus der Damenhüte, Inhaber William Wolff, Lindenring 14, die Darmgroßhandlung & Fleischereiartikel von Friedmann, Am Georgentor 16, Viehhändler Gebrüder Mannheim, Roßbacher Straße 4, die Rechtsanwälte Adolf Landsberg (Kösener Straße 27) und Dr. Otto Hollaender (Spechsart 5). Dann erscheint im Naumburger Tageblatt eine Berichtigung zu Firmen, die fälschlicherweise als Judenfirmen oder Judengeschäfte gebrandmarkt wurden. "Viele alte Kämpfer hätten damals gerne gesehen," trägt am 10. Juli 1935 im Ratskeller (Naumburg) Parteigenosse Schneider vom Rassenpolitischen Amt der NSDAP, Gau Halle-Merseburg, vor, "wenn viele Massnahmen nicht nur einen Tag, sondern 14 Tage oder 3 Wochen angedauert hätte. Dann wären die Juden restlos ruiniert gewesen. Da die Juden so eng mit der deutschen Wirtschaft verflochten waren, hätten wir uns selbst geschadet. Die Zahl der Erwerbslosen wäre angestiegen." (Schneider) Im öffentlichen Bewusstsein konzentriert sich das Gedenken an die Judenverfolgung während der Zeit des Nationalsozialismus auf die "Kristallnacht" (1938). Dies ist problematisch, weil es die Tatsache verdeckt, dass die Juden bereits kurz nach der nationalen Erhebung (Hitler) verfolgt und als Staatsbürger zweiter Klasse behandelt werden.
repetiert Alfred Rosenberg die Grundsätze des Nationalsozialismus. Im März 1933 konstituiert sich unter Leitung von NSDAP-Kreisleiter Friedrich Uebelhoer das Aktionskomitee zur Abwehr der jüdischen Gräuel und Boykotthetze. Dieses erhält Unterstützung vom Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand, der sich erst im Februar 1932 unter Führung des Nähmaschinen- und Fahrradhändlers Martin Schmidt (Lindenring 13) und Sattlermeister C. Schröter (Herrenstraße 6) zusammenfindet.
Der Wahl zur Stadtverordnetenversammlung am 12. März 1933 stellt man sich dann unter der Bezeichnung Geeinter Mittelstand, Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes, Haus- und Grundbesitzer, Beamte. Geschickt wird an die traditionell im gewerblichen Mittelstand vorhandenen Ressentiments gegenüber den Warenhäusern, Filialgeschäften und Konsumgenossenschaften angeknüpft. Und die Nationalsozialisten schüren sie noch, wie das Programm der NSDAP-Ortsgruppe Naumburg von 1929 und der Nazi-Sturm auf den Konsum im Spechsart 1932 zeigen. Ein bitteres Kapitel der Naumburger Stadtgeschichte beginnt im Frühjahr 1933. Der Kampfbund für den gewerblichen Mittelstand organisiert Boykottmaßnahmen gegen die jüdischen Geschäfte und greift massiv in die Auftragsvergabe der Stadtverwaltung an Geschäfte sowie Firmen ein.
Außerdem nimmt er aktiven Einfluss auf das Konsumverhalten der Bürger, um die jüdischen Geschäfte "auszuschalten". Judenhetze wird zu einem Moment des wirtschaftlichen Wettbewerbs! Judenhetze lohnt sich wirtschaftlich. Wer wird da nicht an die Worte von Carl von Ossietzky (1932, 292) erinnert, dass der Antisemitismus "von je Sache des Mittelstandes und des kleinen Bauerntums; heute wo sich diese Schichten in ihrer größten Krise befinden ....".
Drohung - Behinderung - Schikane nach oben
Also, auf der einen Seite eine kleine Gruppe von Menschen, denen man bereits in den zwanziger Jahren durch schlimme Hetze von Stahlhelm, Wehrwolf, den Nationalsozialisten und Deutschnationalen jede öffentliche Reputation nahm. Und auf der anderen Seite die Stadtadministration und die Nationalsozialisten mit der entsprechenden Macht und dem Führerauftrag zur rücksichtslosen Bekämpfung der Juden. Mit der zynischen Androhung von Schutzhaft und im Wissen der eigenen Überlegenheit geht der Bürgermeister Karl Roloff gegen die Juden vor. Für den Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes eine willkommene Gelegenheit der Marktsegmentierung und Begradigung des wirtschaftlichen Wettbewerbs, also der Ausschaltung der Konkurrenz. Das also war der Kampf gegen die Juden, den man so lange vorbereitet und angekündigt hatte: feige, gemein und unmenschlich! Und doch passierte nur, was die Naumburger wussten und viele von ihnen wollten oder gleichgültig hinnahmen. Angesichts dessen kann keine Rede von einem Kampf gegen die Juden sein. Eine solche Formulierung wäre den Ereignissen völlig unangemessen. Es war eine grausame Vernichtungspolitik gegen Menschen - geleitet vom Führer, von den zuständigen Stellen des Reiches sowie der NSDAP-Kreisleitung und der Stadt Naumburg.
Judenstern und Wahlverbot für Juden nach oben
Mit großem Agitprop-Aufwand werden die Naumburger 1936 aufgefordert, am 29. März der "Einheitsliste" der NSDAP bei den bevorstehenden Reichstagswahlen ihre Stimmen zu geben. Denn "die Wahl am 29. März werde über die Zukunft Deutschlands entscheiden", sagte Baldur von Schirach in seiner Ansprache am 17. März 1936 vor der Reichskrone. Das Ergebnis ist 99-prozentig. In Vorbereitung dieser Scheinwahl wendet sich der Naumburger Bürger Max Lorenz (Kroppentalstraße 26) an den Wahlleiter Friedrich Uebelhoer. Der wachsame Bürger weiß etwas über Frau Fuji Opry (Kroppentalstraße 4), Hildegard Opry und Josefine Thiele, geborene Opry (beide Nordstraße 2), zu melden:
Roloff antwortet im Auftrag des Oberbürgermeisters der Stadt Naumburg am 4. April 1936, dass gegen die Teilnahme der betreffenden Bürger an den Wahlen keine Bedenken bestehen. Vom Wahlgesetz, so der Bürgermeister, seien
Dies verlangte die Erste Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 14. November 1935, wo es heisst:
Rechtsanwalt Werner Rieling, der Schriftführer des Vorstandes der Anwaltskammer beim Oberlandesgericht Naumburg (1934), hält am 1. Februar 1935 vor der Ortsgruppe Naumburg des Bundes Nationalsozialistischer Deutscher Juristen einen Vortrag über die Lösung der Judenfrage durch die NSDAP. "Er betonte hierbei, dass der Jude fortan im deutschen Vaterland als Fremder zu gelten habe, der jederzeit ausgewiesen werden könne kann." Der Stürmer, das Deutsche Wochenblatt zum Kampf um die Wahrheit, herausgegeben von Julius Streicher, für den 1935 fünf Schaukästen in der Stadt aufgestellt werden, teilt auf jedem Schreiben, so auch an die Stadtverwaltung Naumburg vom 4. Mai 1936, sein Credo mit:
Allein die Einführung des Ahnen-Passes zum Nachweis der arischen Abstammung im Dezember 1935 entfaltete ein ungeheuerliches Diskriminierungspotenzial.
Das Winterhilfswerk (WHW) betreut in Naumburg seit 1937 keine Juden mehr. Mit dem Beginn des Zweiten Weltkrieges durften sich die Juden im Reichsgebiet sich nicht mehr frei bewegen. Ihre Arbeitsverhältnisse galten ab 1941 als Beschäftigungsverhältnisse besonderer Art (Verordnung vom 31. Oktober 1941). Ihnen war es verboten öffentliche Fernsprechzellen und öffentliche Verkehrsmittel oder elektrische Geräte, Telefon, Fahrräder, Schreibmaschinen und anderes zu benutzen. Nach dem Überfall der Wehrmacht auf Polen mussten die Juden in Polen zunächst den gelben Winkel und dann eine Armbinde mit dem blauen Davidstern tragen. Die Polizeiverordnung vom 1. September 1941 verfügt, das forthin im Deutschen Reich alle Juden über 6. Jahre auf der linken Brustseite der Kleidung einen sechszackigen gelben Stern mit der Aufschrift "Jude" aufbringen müssen. In Strafsachen wurde ihnen die Einlegung von Rechtsmitteln untersagt. Die 13. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 1. Juli 1943 bestimmte, dass strafbare Handlungen von Juden nicht mehr durch die ordentlichen Gerichte geahndet werden, sondern durch die Polizei. Nach dem Tod eines Juden fiel sein gesamtes Vermögen dem Reich zu.
Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes nach oben
Mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933 beginnt die Entjudung der Naumburger Anwaltschaft. Es war mit seinem Arierparagraphen zugleich das erste antisemitische Gesetz. Ihm fielen Dr. Otto Hollaender (siehe unten), Dr. Artur Samter und Konrad Landsberg zum Opfer. Im Reich erteilt man bis Ende 1933 1 500 jüdischen Rechtsanwälten Berufsverbot. Von den insgesamt 17 360 jüdischen Rechtsanwälten dürfen bis 1938 lediglich noch 1 753 ihrer Tätigkeit nachgehen. Rechtsanwalt Erwin Noack (1899-1967) goutiert in der Juristischen Wochenschrift 1938 die Ausschaltung der jüdischen Konkurrenz mit den Worten:
Neues Verhängnis zieht für die Juden mit dem Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre (Fassung vom 15. September 1935, Reichsgesetzblatt 1935 I, Seite 1146-1147) Paragraf 3 herauf, der bestimmt:
Adolf Landsberg (geboren am 5. Februar 1861) ist aber auf seine Hausgehilfin Berta Strobel, 27 Jahre alt, seit 30. Juni 1934 bei ihm in Stellung, angewiesen. Der Justizrat ist jetzt 75 Jahre alt. Fast fünfzig Jahre war er als Rechtsanwalt tätig und führte über dreißig Jahre ein Notariat. "Ganz ergebenst" wendet er sich am 16. November 1935 gemäß Paragraph 16 Gesetz zum Schutze des deutschen Blutes und der deutschen Ehre wegen einer Ausnahmegenehmigung an den Führer des Deutschen Reiches. Schließlich genoss Herr Justizrat in Naumburg einen hervorragenden Ruf bis hin zum Oberlandesgericht.
schreibt er an den Reichskanzler,
"Der Befreiungsantrag wird befürwortet", bescheidet der Oberbürgermeister am 20. Dezember 1935. Justizrat Rudolf Melzer kauft für 35 000 Reichsmark das Haus von Justizrat Landsberg (Grundstücksübertragung ab 1938). nach oben
Verfolgt und ermordet nach oben "Der Stürmer", das "Deutsche Wochenblatt zum Kampf um die Wahrheit, herausgegeben von Julius Streicher, für den 1935 fünf Schaukästen in der Stadt aufgestellt werden, teilt auf jedem Schreiben, so auch an die Stadtverwaltung Naumburg vom 4. Mai 1936, sein Credo mit: "Ohne Lösung der Judenfrage keine Erlösung des deutschen Volkes!"
1937 stellt Walter Becker, wohnhaft Naumburg (Saale), Weißenfelserstraße 29, geboren am 15. Dezember 1904 in Danzig, gelernter Schaufensterdekorateurs, seit 1. November 1935 im Kaufhaus von Max Ahlfeld zu einem Verdienst von monatlich 154 Reichsmark (netto) beschäftigt, einen Antrag auf Auswanderung. (Irrtümlicherweise bezeichnet ihn Martin Onasch in Verfolgung von Juden in Naumburg von 1933-1945 als "Werner Becker".) "Ich kann ihm in Bezug auf Fleiss, Ehrenhaftigkeit und Charaktereigenschaften nur das beste Zeugnis ausstellen. Walter Becker ist verheiratet [mit Gertrud Becker, geboren am 16. Januar 1905]", schreibt Max Ahlfeld am 15. Januar 1938 an die Wirtschaftshilfe der Synagogengemeinde Halle (Germarstraße 12) zum Antrag auf finanzielle Unterstützung für die Auswanderung nach Kolumbien. Sein Angestellter hat keine Verwandten im Ausland und ist ohne Vermögen, teilt der Chef weiter mit. Mit der Arisierung des Kaufhauses Ahlfeld verliert Walter Becker seine Stellung und siedelt im März 1938 nach Harzgerode (Münzstraße 6) um, wo es ihm gelingt eine bezahlte Arbeit zu erhalten. Trotzdem bleibt seine wirtschaftliche Lage äußerst misslich. Es fällt ihm schwer, das Geld für die Ausreise aufzubringen. Im Oktober 1938 verlieren sich die Spuren von Walter Becker. nach oben
"Die Familie Hollaender lebt hier [Naumburg, Spechsart 5] in einem großen Haus mit Garten," sagte Anja Hollaender am Grabe von Chris (geboren 1924), dem Sohn von Otto Hollaender, im August 2009, "wo jeder immer willkommen ist. Es geht sehr gesellig zu. Mutter Hilde liest auf dem Sofa gern Bücher, mit einer Tafel Schokolade in Reichweite. Eines Tages steht das Auto vor dem Haus. Damit es nicht den Abhang hinunterrollt, liegen Steine vor den Rädern. Chris setzt sich hinter das Lenkrad. Sein älterer Bruder Jürgen nimmt die Steine weg. Erst langsam, dann schneller rollt das Auto bergab, bis es unten am Platz mit dem Denkmal [Jägerdenkmal] zum Stillstand kommt. Das Auto ist längst verschwunden, aber das Denkmal steht noch immer. Nicht nur zu Ehren einer unbekannten Person oder eines unbekannten Ereignisses, sondern für mich vor allem zu Ehren von Chris. Bei genauer Betrachtung des Denkmals kann man noch die Spuren des Autos vermuten." (Anja Hollaender 2009)
Die Eltern von Otto Hollaender gehören der evangelisch-lutherischen Kirche an. Der Vater, Doktor Ludwig Hollaender, war Oberlehrer an der ehrwürdigen Domschule in Naumburg. Seine Mutter, Julie Auerbach, stammt aus einer berühmten jüdischen Gelehrtenfamilie. Otto Hollaender, damals Gerichtsassessor, ehelicht in einer Kriegstrauung am 7. Dezember 1914 die nicht-jüdische Hildegard Wollesen. Sie hatte in Brandenburg (Havel) das Oberlyzeum besucht und hier am 19. April 1912 die Reifeprüfung abgelegt. Schon zehn Monate später erwarb sie das Zeugnis der Lehrbefähigung für Volks-, mittlere und höhere Schulen. Ihre erste Lehrerstelle erhielt sie in Zeitz, wo ihre Eltern lebten. Vertretungsweise unterrichtete sie in den Orten Streckau und Theissen.
Durch die Heirat mit Otto kam Hildegard Hollaender nach Berlin-Spandau und unterrichtete im hiesigen Lyzeum. Ihr Mann meldet sich als Freiwilliger in den Krieg, kam leidend zurück, wie wir aus den Aufzeichnungen seiner Ehefrau wissen, und wurde dann Garnisonsverwendungsfähig geschrieben. Hernach ist er in Berlin als Hilfsrichter und dann ab 1917 in Posen als Kriegsgerichtsrat tätig. 1918 kehrt Otto Hollaender mit seiner Familie in die Heimatstadt Naumburg zurück. Sein Vater Ludwig Hollaender stirbt am 4. Oktober 1919. Die Mutter Julie Fanny Hollaender, geboren 1860, lebt weiter in ihrem Haus an der Grochlitzer Straße 18. Zunächst zieht die Familie Otto Hollaender in die Burgstraße 57 (oberer Stock), später zur Miete in das Haus am Spechsart 5. Er ließ sich in der Stadt als Rechtsanwalt nieder. Im Stadtverband der Demokratischen Partei übernahm er die Funktion als Schriftführer. Seine Ehefrau ist Mitglied der Ortsgruppe der SPD.
Bald brachen in der Stadt die Konfrontationslinien zwischen Nationalsozialisten und Demokraten auf. In seinen Reden tritt er offen dem Faschismus entgegen, kritisiert die politischen Ansichten der Nationalsozialisten und ihr öffentliches Gebaren. Als Vorsitzender der Esperantisten erstrebt er eine offene und tolerante Gesellschaft. Mit seinen demokratischen Ansichten, offenen Angriffen auf die Nazis und modernen weltbürgerlichen Ansichten zieht er rasch den Hass der Nationalsozialisten auf sich. Anna (*1860) und Felix Auerbach (*1856) wählten am 26. Februar 1933 gemeinsam den Freitod. Felix Auerbach arbeitete als Professor für theoretische Physik an der Universität Jena. 1927 war er emeritiert worden. Otto Hollaender verwaltete den Nachlass des Ehepaars. Zu diesem Zweck weilte er in Jena. Sein Sohn Christoph Hollaender schreibt später über diesen Moment:
Seine Ehefrau nennt als Fluchttermin Anfang April 1933.
Das Aktionskomitee zur Abwehr der jüdischen Greuel- und Boykotthetze ruft am 3. April 1933 zum Boykott von jüdischen Geschäften und Rechtsanwälten auf. Dies trifft auch Rechtsanwalt Dr. Otto Hollaender. Karim Saab konnte zu diesen Vorgängen noch Zeitzeugen befragen, die bezeugten:
Mit dem Charme formaler Rechtmäßigkeit erscheint am 21. April 1933 im Justiz-Ministerial-Blatt die Mitteilung über die Löschung von Otto Hollaender aus der Liste der Rechtsanwälte. Von seiner Flucht nach Paris kann sich der Emigrant aufgrund der schwierigen Lebensumstände nicht mehr erholen. Otto Hollaender stirbt infolge einer Grippe am 24. Januar 1937 in Paris. Sein Grab befindet sich in Neuilly-sur-Seine, einem westlicher Vorort von Paris. Was für ein Mensch war er? Wie prägte ihn seine Familie? was begeisterte ihn? Welche Ideale leiteten ihn? Wie verstand er seinen Beruf? Welche moralischen Werte bestimmten sein Leben? Auf solche Fragen zu den Naumburger Juden schweigen die Archive gewöhnlich. Nicht so im Fall von Otto Hollaender. Hier hilft uns ein glücklicher Umstand: Sein Lebenslauf ist erhalten, geschrieben als Aufsatz, kurz bevor er nach neunjähriger Schulzeit das Domgymnasium Naumburg am 14. Februar 1907 mit dem Zeugnis der Reife verlässt. Durch ihn erhalten wir Antwort auf einige Fragen.
Der junge Mann besitzt Ehrgeiz. Sein Leben braucht ein wirtschaftliches Fundament. Tüchtigkeit und Glück finden zueinander. Das Notariat und die Kanzlei in Naumburg auf dem Steinweg 2 werfen einen ausreichenden Ertrag ab. So lebt die Familie Otto Hollaender in guten und sicheren wirtschaftlichen Verhältnissen. Daran schätzt der Jurist die gewonnene Freiheit zur eigenen Entscheidung, - was ihm ungeheuer wichtig war. Nicht zum Selbstzweck, aber beispielsweise um sich mehr den Kindern zuwenden zu können oder um als Mitglied der Demokratischen Partei und des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold Naumburg aktiv zu werden.
Das Ehepaar Hollaender hatte sechs Kinder, davon ist eines früh verstorben. Alle anderen Kinder - Gerda (1917), Peter (1919), Jürgen (1921), Christoph (1924) und Johannes (1928) - wurden evangelisch getauft. Ihre Mutter war keine Jüdin. Der Vater gehörte ebenfalls nicht mehr zu den religiösen Juden. Bereits der Urgrossvater, Professor Ludwig Hollaender, liess sich als Erwachsener in Berlin taufen. Diesen Ritus aus der Zeit des Neuen Testaments verstanden sie als ein Bekenntnis zum reformierten Christen- und Deutschtum.
Sohn Jürgen, geboren 1921, folgt dem Vater noch 1933 als Erster ins Exil nach Paris, um ihm vor Ort zu helfen. Lord Buxton (England) übernimmt die Kosten für den Besuch des Quäker-College in Waterford (Irland). Hier bleibt er bis zum erfolgreichen Abiturabschluss im Jahre 1938. Als es für ihn kein Geld mehr gibt, finanzieren ihm seine Lehrer die Überfahrt mit einem Frachtschiff nach Australien. Als George Holland lebt er dann in Melbourne.
Der Vater schickt Christoph am 16. März 1935 allein nach Holland, wo er im Haus der deutschen Quäker-Familie Pollatz aus Dresden den Krieg überleben kann. Vorerst muss er, solange Holland durch die Wehrmacht besetzt ist, dort illegal leben. Dann arbeitet Christoph in Castricum als Lehrer für Deutsch und Französisch, später als koordinierender Inspektor von Grundschulen in Amsterdam und anderen europäischen Schulen. Christoph Hollaender ist in vielen Bereichen des öffentlichen Lebens aktiv und erhält dafür einen hohen königlichen Orden. Im August 2009 stirbt er. In Juli 1933 kommen mit der Mutter die Kinder Gerda und Christoph nach Paris. Sohn Johannes (Jahrgang 1928), geistig behindert und von epileptischen Anfällen geplagt, verbleibt in einem anthroposophischen Heim in Deutschland.
Frau Hildegard Hollaender kehrt nach dem Tod ihres Mannes im Oktober 1937 aus Paris nach Deutschland zurück, um ihren kranken Sohn in der Pflegeanstalt helfen zu können, die ihn nicht länger behalten will, weil sich die epileptischen Anfälle häuften. Ihre anderen Kinder darf sie nicht nach Deutschland mitbringen oder einreisen lassen, fordert die Gestapo. Als Mutter steht sie vor einem Dilemma: Soll sie wegen Peter in Frankreich bleiben oder soll zurück nach Nazideutschland, um Johannes helfen zu können? Viel später erklärt sie in einem Brief an ihren Enkel Robert Wieland:
Außerdem fühlte sie sich nach eigenen Aussagen unter den jüdischen Emigranten in Paris nicht wohl. Die Emigration war kein Zuckerschlecken:
Hildegard Hollaender zieht in ein winziges Häuschen nach Bad Kösen, Saalberge 10, das dem Patenonkel von Christoph, Dr. Richard Kurth, gehört. Sie teilte es sich mit einem Ehepaar. Es lag auf einer kleinen Anhöhe, umgeben von Gras, Gemüsegarten und Obstbäumen. Sie wohnt zu ebener Erde in einem Wohnzimmer und Küche. Neben dem Kohlenschuppen befand sich das Plumpsklo (Außentoilette ohne Wasserspülung). Als Kontoristin findet sie eine Arbeit in Bad Kösen und Naumburg. In Leipzig ist sie jahrelang im großen Verlagshaus von Haessel tätig, bis sie nach dem Ende des Krieges wieder als Lehrerin in Bad Kösen Kinder unterrichtet.
Sohn Johannes, geboren 1928, wird am 14. April 1933 in Naumburg getauft. Er leidet an epileptischen Anfällen und Schwachsinn. Zunächst pflegten ihn die Neinstedter Anstalten bei Thale. Diese geben ihn an die Landesanstalt Altscherbitz weiter. Von dort verlegte man Johannes in die Landesheilanstalt Uchtspringe. Hier bestand eine der sogenannten Kinderfachabteilung, in denen von Oktober 1939 bis 1945 in Deutschland insgesamt etwa 5 000 geistig oder körperlich schwerbehinderte Kinder getötet wurden. Johannes Hollaender stirbt in der Landesheilanstalt Uchtspringe am 26. Oktober 1941 laut amtlicher Dokumentation an "Bronchopneumonie". Sehr wahrscheinlich handelt es sich hierbei um einen Anstaltsmord.
Gerda, die Älteste, bekommt zwei Söhne in Frankreich, im Jahr 1941 und 1942. Diese muss sie dort zurücklassen, als sie mit ihrem Mann weiter nach Marokko flüchtet. Dort wird eine Tochter geboren. Nach dem Krieg kehrt sie nach Deutschland zurück und lebt überwiegend in Frankfurt, wo sie 2003 stirbt.
Die Großmutter väterlicherseits wohnt noch im großen Haus an der Grochlitzerstrasse 18 in Naumburg. Sie war Lungenkrank. Peter besucht das Domgymnasium und wohnt bei ihr, bis er 1935 nach Frankreich flüchtet. 1938 lernt er in Paris Brigitte Marum kennen. Sie ist die Tochter des jüdischen, von den Nazis ermordeten SPD-Reichstagsabgeordneten Ludwig Marum (1882-1934) aus Karlsruhe und seiner Frau Johanna Marum (1886-1964). Am 15. Mai 1940 wird sie verhaftet und im Vélodrome d`hiver (Winterradrennbahn in Paris) interniert. Im Sommer desselben Jahres erreicht Peter die Entlassung von Brigitte und seiner Schwester Gerda aus dem Lager in Gurs, wo die von der französischen Verwaltung als für die Volkswirtschaft überzählige Ausländer gefangen gehalten werden. Anschließend leben sie unter schlechten Bedingungen in Toulouse. Im September wird Peter interniert. Brigitte trennt sich aus uns nicht überlieferten Gründen von ihm. Ende März 1941 kehrt er wieder nach Deutschland zurück. Weshalb ist nicht vollständig klar. Es besteht die Vermutung, daß er im Auftrag der Kommunistischen Partei im Untergrund arbeiten wollte. Seine Freundin Brigitte Marum ist schwanger. Ob er das weiß, ist nicht bekannt. Ihr Sohn, geboren am 31. Juli 1941 in Marseille, lebt unter dem Namen Eli Barzilai mit seiner Familie in Jerusalem (2004). Brigitte Marum wird am 30. März 1943 in Sobibor vergast. Peter verhaftet die
Gestapo am 10. April 1941 im Häuschen seiner Mutter an den Saalbergen
in Bad Kösen und verbringt ihn zunächst nach Halle (Saale).
Am 3. April 1942 ermordet man ihn im KZ Sachsenhausen.
Novemberpogrom 1938 nach oben
In der Nacht vom 9. zum 10. November 1938 kommt es in Naumburg zu schweren Ausschreitungen gegen die Juden. Nicht selten bezeichnet man sie verharmlosend als Reichskristallnacht. Als Vorwand nutzten die Nazis die Schüsse tags zuvor auf den Legationssekretär der deutschen Botschaft in Paris, Ernst Rath, durch den siebzehnjährigen Herschel Grynszpan. Der war über die Vertreibung seiner Familie aus Hannover an die Grenze zu Polen erzürnt. Dort waren 17 000 im Reich wohnende polnische Juden unter elenden Bedingungen zusammengepfercht. Am Tag darauf erscheint in der Mitteldeutschen National-Zeitung zu den Ereignissen in Naumburg folgende Mitteilung:
Der Name Reichskristallnacht bedeutet eine Verharmlosung des Geschehens. Als gingen nur ein paar Scheiben zu Bruch. Menschen werden geschlagen, angegriffen, schwer verletzt und um ihr Eigentum gebracht. Es ist ein Novemberpogrom. Sprüche skandierend bewegten sich die Nazis durch die Straßen und Gassen. Sie hetzten und suchten die Juden auf. "Ausgeführt wurde dieser Sturm übrigens von der Oberklasse der Napola in Naumburg, die dazu eingesetzt war", vertraut Oberlandesgerichtspräsident Paul Sattelmacher seinen Erinnerungen an. (SE 45) "So brachte der Inhaber des Hutgeschäftes Salzstraße / Ecke Lindenring aus Sorge vor dem randalierenden Napola-Jungvolk an einer Schaufensterscheibe ein Schild an, auf dem stand: ICH BIN KEIN JUDE!" (Saab) "Ich, Jahrgang 1921, in der Salzstraße wohnend (bis 1941), kann mich noch genau erinnern," schreibt Frau Rühlmann aus Bad Kösen 1994, "daß etwa gegen 15.15 Uhr ein LKW mit jungen Männern - wie in meinem Alter - vom Fahrzeug sprangen und tumultartig sich in unflätiger Weise gegen den Inhaber des Textilgeschäftes Josef Groß, Salzstraße 40, verhielten. Aufgeschreckt durch solch eine provokative Haltung stellte sich heraus, daß diese Personen Angehörige der Napola waren. Ansonsten waren Napola-Angehörige uniformiert."
Ein
Opfer dieser Pogromnacht von 1938 ist Josef [oder Joseph] Gross mit seinem
Textilgeschäft in der Salzstraße 40, wo sich lange Zeit nach
dem Krieg ein An-und-Verkauf-Geschäft befand. Auch bei ihm wurde
[am 9. November 1938] schwer randaliert. "Eine Frau erzählte
mir", lesen wir bei Karim Saab (1990), "dass Josef Groß
an jenem Tag verhaftet worden sei. Um das zu verhindern soll er sich angeblich
sein Verdienstkreuz aus dem ersten Weltkrieg an die Brust geheftet haben."
Die SA zerstört sein Geschäft. Er versteckt sich im Hof. Als
ihn die Nazis finden, wird er misshandelt. nach
oben Zu dieser Gemeinheit schreibt am 12. November 1938 Richard Hertel, geboren am 13. April 1868, wohnhaft Naumburg, Pforta Straße 23, seit 1932 Pensionär mit 3 300 Reichsmark im Jahr, an den Oberbürgermeister und NSDAP-Kreisleiter auf einer Postkarte:
Die Nationalsozialisten bringen den Einzelhandelskaufmann um seinen Besitz. Tochter Betty, geboren 10. April 1921 in Kupin, ist möglicherweise am 30. August 1938 in die USA zu Charles Grossmann, ein Bruder der Mutter, New York, 613 West 183 Street City, ausgereist (Stand 8. Juli 1938). Wahrscheinlich erfolgte ihre Überfahrt mit der 1932 in den Dienst gestellten Georgic via Southampton am 2. September 1938 auf der Linie Hamburg - New York, Kabine D 188, Bett 3. Mit ihr reiste vielleicht - laut Hinweis vom 22. Juli 1938 - die Familie Mannheimer (Naumburg, Saale) aus.
1941 leben in Naumburg noch Josef und Eva Gross. Von ihnen existiert vom 11. Dezember ein Meldebogen mit der Adresse: Naumburg (Saale), Salzstraße 40. Mit Angabe der Judenkennkarte A oooo 12 geben die Eheleute am 15. Januar 1942 eine Aufstellung über ihr Hab und Gut an die Jüdische Kultusvereinigung Halle (Saale). Josef Gross besitzt noch ein Sparbuch No. 5317 des Halleschen Bankvereins, Filiale Naumburg (Saale), ausgestellt auf den Namen Eva Gross. "Die Transportliste v. 30. Mai 1942 enthält Josef Gross Namen für den Transport "nach Osten. Der Deportationszug kam am 01.06.1942 aus Kassel und fuhr über Halle nach Lublin/ Polen, das er am 03.06.1942 erreichte. Von dort endete der Transport im Vernichtungslager Sobibor." (Gedenkbuch 2011) Hier wurden Josef und Eva Gross ermordet. nach oben
Arisierung nach oben
Nach dem Novemberpogrom von 1938 weitet sich der gesetzlich verordnete Raub am jüdischen Eigentum weiter aus. Als Zeichen der Sühne des Mords von Herschel Grynszpan (geboren 1921) am Legationssekretär Ernst vom Rath - so die offizielle Begründung - müssen die Juden eine Vermögensabgabe erbringen und beläuft sich Reich auf insgesamt etwa eine Milliarde Reichsmark. Das sind etwa sechs Prozent der laufenden Staatseinnahmen. Mit der Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben vom 12. November 1938 findet die Arisierung ihren vorläufigen Abschluss. Sie diente der Bereicherung an fremdem Eigentum. Im Januar 1939 müssen sämtliche Betriebe mit jüdischen Eigentümern schließen. Den Juden ist praktisch die Ausübung eines Berufes verboten.
Max Cohn (22.9.1859-28.4.1928) gründet am 12. Oktober 1886 das erste Kaufhaus von Naumburg. Als seine Frau Luise Cohn (17.4.1865-23.2.1917) 1917 starb, rief der Geschäftsmann, der durch Güte und wahrhafte Vornehmheit bestach, ihr zu Ehren die Luise-Cohn-Stiftung ins Leben. Besonders in den Inflationsjahren wirkte sie segensreich und unterstützte arme und hilfebedürftige Bürger. 1939 gefährdet diese Stiftung dann das Gemeinwohl! So steht es in einer Protokollnotiz zu einer Ratsherrensitzung. - Charlotte (Lotte) Jonas (geboren 1887) erbt nach dem Tod von Max Cohn 1928 das gesamte Vermögen. Sie ist Eigentümerin der Grundstücke Herrenstraße 16 / 17. Als Inhaber des Kaufhauses treten sie und ihr Bruder Fritz (geboren 1889) auf. Ihre allgemeine Lage war unter der Herrschaft des Nationalsozialismus schon lange unerfreulich gewesen sein. Darüber berichtet Karim Saab (1983):
Ende 1938 musste Charlotte Jonas das Anwesen zu einem (Unter-) Preis von einigen 80 000 Reichsmark verkaufen, teilen die Rechtsanwälte Dr. A. Bobasch und Dr. G. Kush, London, Queen Street 11, in einem Schreiben vom 13. Dezember 1956 an die Israelitische Religionsgemeinde in Halle mit. Charlotte und Fritz Jonas wurden wahrscheinlich in Riga ermordet. Ihr Geschäft und Grundstück in der Herrenstraße 16/17 und Anwesen Reußenplatz 12 mussten sie für 89 000 Reichsmark am 5. November 1938 an Luise Hoffmann verkaufen. Die Industrie- und Handelskammer Halle reklamiert am 8. Dezember 1941 nach Prüfung des Entjudungsgeschäfts 10 000 Reichsmark als Ausgleichsabgabe für den erzielten Arisierungsgewinn. Der Ehemann der Käuferin, Richard Hoffmann, hingegen rechnet vor, daß er für das Grundstück 51 872,32 Reichsmark an Aufwendungen tätigte. Davon dienten 33 465,24 Reichsmark der Verbesserung und dringend notwendigen Instandsetzungen. Wenn daher nach Schätzungen des Grundstücks- und Stadtbauamtes Naumburg die Herrenstraße 16/17 einen Wert von 112 000 Reichsmark hatte, dann bleiben nach Abzug von 33 465,24 Reichsmark, lediglich 78 534,26 als Kauf-Wert. Berücksichtigt man daher die versteckten Mängel, dann liegt der Kaufpreis 10 465,74 Reichsmark über den von der Stadt ermittelten Wert des Objekts. Deshalb ist kein Arisierungsgewinn entstanden, argumentiert Richard Hoffmann. Noch im Mai 1944 protestiert er gegen die Festlegung einer Ausgleichsabgabe für einen erzielten Arisierungsgewinn. (Vgl. Ausgleichsabgabe) Walter Werner, Naumburg, Wilhelm-Pieck-Platz, heute Markt 14, Treuhänder für den ehemaligen jüdischen Grundbesitz im Stadtkreis Naumburg, bezeichnet am 19. Juli 1952 den Verkaufswert des Grundstücks Herrenstraße 16/17 als "unter Wert und offenbar unter dem Druck damaligen Verhältnisse" entstanden.
Nach dem Zusammenbruch flüchtet Richard Hoffmann unter Mitnahme umfangreicher Textilbestände in den Westen. Seine Ehefrau veräußerte das Geschäft am 23. Oktober 1945 an Fritz Ziegler für angeblich 70 000 Reichsmark. Der war nicht Mitglied der Hitler-Partei, pflegte aber gute Kontakte zu Prominenten NSDAP-Führern von Naumburg. Während des Krieges war er bei der Heeresstandort-Kasse beschäftigt und betrieb nebenbei einen lebhaften Weinhandel. Ziegler verzog nach der Befreiung (1945) ebenfalls alsbald in den Westen. "Das Ehepaar Gutkindt, verwandt mit den Gebrüdern Mannheimer [Siegmund und Simon], die in der Roßbacher Straße [4] eine Viehhandlung hatten, [zogen zunächst 1933 nach Jena und] kamen 1943 in das KZ Theresienstadt. Ihre Tochter Annemarie kam in ein KZ "im Osten". nach oben
Elly Landsberg, die Witwe des Justizrates Landsberg, musste ihr Haus in der Kösener Straße [27] und ihr gesamtes Vermögen abtreten und kam wie die Gutkindts nach Theresienstadt." (Onasch 1994, 12) Am Markt 15 befindet sich ein Konfektionsgeschäft, ehemals Kaufhaus Hardt, Inhaber Paul. Sein Eigentümer, Markus Hardt, muss an Hermann Uhlmann verkaufen. "Der Inhaber [vom Konfektionsgeschäft Markt 15], Paul A, wurde nach der Enteignung noch einmal in Leipzig als Kohlenträger mit gelbem Stern gesehen." (Karim Saab wähnt aber Paul als Inhaber des Kaufhauses Cohn. Nach dem Arisierungsverzeichnis des Archivs der Stiftung Neue Synagoge Berlin sind dies, wie bereits festgestellt, die Geschwister Jonas. Paul ist Inhaber des Konfektionsgeschäftes am Markt.) Auch das Große Kaufhaus in der Salzstraße 35 von Max Ahlfeld wird arisiert. Karl Böhme kündigt die Übernahme mit dem Motto an: "Leistung
nach deutschen Grundsätzen!"
Er schloss am 27. Januar
1938 mit Max Ahlfeld zum 1. März 1938 einen Kaufvertrag. Doch
der jüdische Kaufhausbesitzer befand sich in einer Zwangslage. Es
handelt sich um eine besondere Form der Enteignung.
"Max Ahlfeld war - das sagten mir mehrere Gesprächspartner - sehr beliebt in Naumburg", berichtet Karem Saab in seiner Studie über die Naumburger Juden. "Vor allem bei den armen Leuten, da er jedes Jahr mehrere Konfirmanden kostenlos einkleidete und in der Weihnachtszeit so manchem half, indem er ihnen Kohlelieferungen finanzierte. Außerdem soll sich der Pfarrer von St. Wenzel, ein Herr Müller, bei Finanzschwierigkeiten einige Male erfolgreich an Ahlfeld gewendet haben. Es heißt, Max Ahlfeld konnte gerade noch rechtzeitig nach England fliehen." - Er wohnte zusammen mit seinem Schwiegersohn Martin Neugedachter in der Buchholzstraße 21. Karl Böhme ist ein sehr netter Mensch. Er besticht durch seine Exaktheit. Mit seinen Mitarbeitern geht er freundlich um. Der Geschäftsmann hatte sich hochgearbeitet. "Mit dem Koffer ist er über die Dörfer gezogen", so berichtet Frau Margot B., geboren 1924 in Naumburg, damals wohnhaft Buchholzgraben 65. Sie lernte vom 1. April 1940 bis 31. März 1943 im Kaufhaus Böhm in der Großen Salzstraße 35.
Dies sollten wir nicht übergehen: Ein netter Mensch eignet sich das Eigentum eines Juden an. Wie das, fragt man sich. Mögliche soziale Handlungen sind selektiv kopierte Varianten aus vorgegebenen politischen Denkmatrizen, die durch die Machtverhältnisse und Kultur konstituiert. Unter den Bedingungen der Gewaltherrschaft sind sie durch unmenschliches Recht und inhumane Werte, wie Rassismus, Chauvinismus, charakterisiert. "Nicht unerwähnt sollen die Gebrüder Simon und Siegmund Mannheimer bleiben, die in der Roßbacher Straße 4 [richtig: 5c] eine Vieh- und Pferdehandlung hatten. Man sagt, sie hätten damals rechtzeitig ihr Geschäft aufgelöst, Traktoren gekauft und seinen nach Amerika emigriert." (Saab)
Die Regierung der Deutschen Demokratischen Republik macht die Arisierung nicht rückgängig. Ein historischer Fehler. Denn die Enteignung der Juden im Dritten Reich war schreckliches Unrecht. Als das Politbüromitglied der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) Paul Merker (1894-1969) sich aus dem mexikanischen Exil für Wiedergutmachungsleistungen gegenüber dem jüdischen Volk ausspricht, verliert er auf dem 3. Parteitag der SED seine Funktion und wird im August des gleichen Jahres aus der Partei ausgeschlossen. Wer sich für die Entschädigung jüdischer Kapitalisten einsetzt, ist ein Zionist, auch wenn er, wie Merker, seit 1929 Mitglied des Zentralkomitees der KPD war. Im Beschluss des Zentralkomitees der SED über die "Lehren aus dem Slànský-Prozess" [Rudolf Slánský, KPC-Generalsekretär, 1951 gestürzt] vom 20. Dezember 1952 heißt es: "Merker fälschte die aus den deutschen und ausländischen Arbeitern herausgepreßten Maximalprofite der Monopolkapitalisten in angebliches jüdisches Eigentum des jüdischen Volkes um." Ernst Bloch entfachte 1956 im Anschluss an den XX. Parteitag die Diskussion um den "deutschen Weg zum Sozialismus". An den Universitäten Jena und Leipzig war ein deutliches Echo zu vernehmen. Die Reformstimmung griff auf den "Sonntag", einer Zeitschrift des Kulturbundes über, die der Aufbau Verlag herausgab. Ihm standen Walter Janka und Wolfgang Harich vor. Daraufhin wurde der "Gruppe Harich" in Ost-Berlin der Prozess gemacht. Merker sagte mit erstickter Stimme im Schauprozess vor dem Obersten Gericht der DDR gegen Walter Janka aus, der am 26. Juli 1957 ein furchtbar hartes Urteil empfing.
Leo Hirsch ein Kollaborateur nach oben Wer die Spuren der Naumburger Juden in der Nazizeit sucht, stösst bald auf ihren Briefverkehr mit Leo Hirsch, Vorstand der jüdischen Kultusvereinigung, Synagogengemeinde Halle, Germerstrasse 12. Gegenstand des Schriftwechsels sind Anträge, Anfragen oder Bitten. Leo Hirsch informiert, fordert oder erteilt Bescheide. Doch wie er das tut, bedrückt. Beim Lesen der Korrespondenzen kommt ein beklemmendes Gefühl auf. Allmählich drängt sich ein ungeheuerlicher Gedanke in den Kopf: War Leo Hirsch ein Kollaborateur? Mittlerweile liegt
ein aufschlussreicher Zeugenbericht vor. Am
19. September 1942 ging ein Transport vom Güterbahnhof Engelsdorf
(bei Leipzig) in das KZ Theresienstadt. "Ich war", berichtet
der Augenzeuge, "mit einem anderen Juden zugeteilt für den Hilfsdienst,
um den alten Leuten beim Packen und Abtransport behilflich zu sein.
Nach einigen Stunden war es soweit, dass der Zug einlief
Als unsere
Menschen in die Abteile einsteigen wollten und es nicht schnell ging,
hat sich Leo Hirsch (Informant der Gestapo) in einer widerwärtigen
Art und Weise gegen unsere alten Menschen benommen, indem er sie teilweise,
weil es ihm nicht schnell genug ging, in die Abteile gewaltsam hineinstiess.
Auch mit den schlimmsten Redensarten hat er sie bei dieser Gelegenheit
belegt. Es war allgemein bekannt, dass Hirsch eine hervorragende Zusammenarbeit mit der Geheimen Staatspolizei hatte, jedoch nicht um die Juden gut zu vertreten, sondern gegen dieselben zu arbeiten, um persönliche egoistische Ziele für sich zu erreichen. Die damals nach Leipzig zugeführten Hallenser haben bestätigt, das der Name Hirsch für sämtliche Juden ein Schrecken gewesen ist." (Verbrannt) "Verbote und wohlgemeinte Ratschläge, Drohungen mit Polizei, Gestapo und Deportationen," stellen Clemens Krause und Susanne Meinicke 1992 fest, "scheinen das Verhältnis des Gemeindevorstandes Leo Hirsch, der sich als diensteifriger Befehlsempfänger der Gestapo erwies, zu den Heiminsassen (und den Gemeindemitgliedern überhaupt) entscheidend geprägt zu haben." Aus der Naumburger Perspektive erhärtet sich diese Aussage. Ebenso ihr Urteil: "Es gehört zu den traurigen Kapiteln der Geschichte der Juden in Halle, dass sich in der Zeit der Verfolgung Leute fanden, die ihren Glaubensgenossen das ohnehin schon schwere Leben noch schwerer machten." (Krause 206)
Die Intellektuellen und die Judenfrage nach oben
1791 sprach der Berliner Justizrat und Anwalt Carl Wilhelm Friedrich Grattenauer in seiner Schrift "Wider die Juden" davon, dass die Juden aus der deutschen Gesellschaft eliminiert werden müssen. Heinrich von Treitschke (1834-1896), Historiker an der Berliner Universität, ist davon überzeugt: "Die Juden sind unser Unglück!" (1879). Richard Wagner (1813-1883) schreibt, als er sich am Parzival schaffte, 1881 in einem Brief an Ludwig II., dass er die jüdische "Rasse" als den geborenen Feind der Menschen betrachtet. Er - der 1813 in einem Judenviertel in Leipzig geboren - war es, der in seiner Schrift "Judentum und Musik" (1850) den Hass auf die Juden gewaltig anfacht. Die von Nietzsche verehrte Cosima stellte ihr Leben unter das Motto: "Der Jude ist an allem Schuld." Seit den Münchner Tagen trieb Wagner und seine Cosima die Angst vor der jüdischen Konspiration um. "Alles verjüdelt oder verchristlicht oder verpöbelt sich zusehends", diagnostiziert Friedrich Nietzsches 1887 in Zur Genealogie der Moral. Im Antichristen (1888) bezeichnet der Pforta-Schüler die Juden als "das verhängnisvollste Volk der Weltgeschichte". Dann sagt er wieder in Jenseits von Gut und Böse (1886), es sei genauso idiotisch, antisemitisch zu sein, wie antifranzösisch, antipolnisch, um dann aber auch gleich Einreiseverbot für die Juden nach Deutschland zu fordern, weil das Land schon zu viel davon habe. Seinem Freund Franz Overbeck teilt er mit, dass er gerne alle Antisemiten erschießen würde. In seinem Vortrag Sokrates und die Tragödie 1870 im Basler Museum macht er den Vater des vernunftgeleiteten Handelns für den Verfall der Kultur verantwortlich. "Dieser Sokratismus ist die heutige jüdische Presse." Man mag es nun hin und her wenden wie man will: Friedrich Nietzsche (1844-1900) leistete sich schlimme Ausfälle gegenüber den Juden. 1932 besucht Hitler das Nietzsche-Archiv in Weimar. Hier begrüsst ihn Nietzsches Schwester Elisabeth. Sie schenkt ihrem Bewunderer den Spazierstock ihres Bruders. Ein Foto zeigt Hitler vor der Büste seines philosophischen Mentors. Reichsjugendführer Baldur von Schirach notiert unter einem Bild im Nietzsche-Archiv in Weimar: "Der Führer an der Büste des deutschen Philosophen, dessen Ideen zwei große Volksbewegungen befruchteten, die nationalsozialistische Deutschlands und die faschistische Italiens. Alfred Rosenberg erhob Nietzsche, neben Richard Wagner und Houston Stewart Chamberlain, zum wirklichen Ahnen des Nationalsozialismus.
Mit dem Übermenschen und der Umwertung aller Werte dient sich der Gelehrte allemal jeder aristokratischen Elite an. In der Fröhlichen Wissenschaft (1882) und in seinem Hauptwerk Also sprach Zarathustra (1885) gebiert er die Gedanken zum besten Tod und der Ausscheidung der Schwachen. Wohl kann und darf man Nietzsche deshalb nicht als Nationalsozialisten bezeichnen. Doch spiegeln sich in seinem Werk die antidemokratischen Tendenzen von Teilen des Bürgertums und der Elite. Die Philosophie mit dem Hammer (Götzen-Dämmerung) prägt das rechtsnationale, konservative und antiliberale Bildungsbürgertum, wie auch reaktionäre, nationalkonservative und profaschistische Kreise bis hinein nach Großbritannien, Frankreich und Italien. Nietzsches Ausfälle gegen die Juden sind nicht tolerierbar und die antihumanistischen Sentenzen erfordern eine kritische Distanz. Wie gehen wir nun damit in der Stadtgeschichte um? Wir ehren in der Jüdengasse die Opfer der militärisch-industriellen Judenvernichtung und fünfhundert Meter davon entfernt im Weingarten ein Genie des deutschen Geisteslebens mit antisemitischen Tendenzen. Warum wird der Besucher des Nietzsche-Hauses im Weingarten darüber nicht sachlich informiert? Noch besser wäre der Versuch einer kritischen Auseinandersetzung mit seinem Schaffen. Was ist hieran so schwierig, fragt man sich. Eine k r i t i s c h e Aneignung unserer Meisterdenker von Aristoteles über Karl Marx bis John Maynard Keynes gehört zu den Selbstverständlichkeiten in unserer Kultur und gelingt doch im Ganzen auch. Warum immer diese Schwierigkeiten mit Nietzsche oder der Skandal um Paul Schultze-Naumburg!
Ausgleichsabgabe für den Kauf des Grundstücks Herrenstraße 16./17 am 5. November 1938 durch Luise Hoffmann. Siehe hierzu: Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48 I f, Nr. 92 h 1 Bernd, Hans Dieter: Die Beseitigung der Weimarer Republik auf "legalem" Weg. Die Funktion des Antisemitismus und der Agitation der Führungsschicht der DNVP. Dissertation. Angefertigt im Fachbereich ESGW. Neue Deutsche Geschichte, Fernuniversität Hagen. Aachen, Dezember 2004 [Cremer, Dr. Rechtsanwalt Carl: Rede. Zitiert nach:] Die erste öffentliche: Versammlung: der Deutschen Volkspartei, Ortsgruppe Naumburg. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 13. Dezember 1919 Der Landesbischof der thüringischen evangelischen Kirche. Eisenach, den 3. Dezember 1938. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48 I e, 1172 Der Wahlaufruf der Deutschnationalen Volkspartei. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 25. November 1924 [DNVP] Der Wahlaufruf der Deutschnationalen Volkspartei. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 25. November 1925 Gisske, Dr. Winfried: Der Neue - Erinnerungen an das Domgymnasium. Internet-Seite des Stadtmuseums Naumburg, Januar 2006 [Gedenkbuch] Unser Gedenkbuch für die Toten des Holocaust in Halle (Saale). http://www.gedenkbuch.halle.de/gbdatensatz.php?num=334 - 15. Januar 2011 Grundsätze der Deutschnationalen Volkspartei vom Jahre 1920. In: Werner Liebe: Die Deutschnationale Volkspartei 1918 bis 1924. Droste Verlag, Düsseldorf 1956, Seite 112 bis 119 Handel und Handwerk im politischen Soldatentum des Führers. Versammlung der NS-Hago und Reichsbetriebsgemeinschaft Handel und Handwerk in Naumburg. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 15. Oktober 1935 [Hertel, Richard] Sondergerichtsanklage. Der Oberstaatsanwalt als Leiter der Anklagebehörde bei dem Sondergericht. Anklageverfasser: Staatsanwalt Dr. Rowohlt. 2a SG Js 60/44 J, Halle/Saale 20. April 1944, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Akte C 134 S G Halle Sondergericht 832/2, Staatsanwaltschaft Hollaender, Anja (Niederlande): Briefe an Detlef Belau in Naumburg an der Saale, 17. Juli 2009 bis März 2010 Hollaender, Anja (Niederlande): Rede am Grabe von Christoph Hollaender, 2009 Hollaender, Ludwig.
Personalblatt. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg
und des Kollegiatstifts Zeitz (2010) [KdgM 1] Brief vom Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes. Arbeitsgemeinschaft deutscher Geschäftsleute - Ortsgruppe Naumburg (Saale) vom 13. April 1933 an den Magistrat der Stadt Naumburg (Saale) mit Verfügung von Roloff vom 19. April 1933. In: Allgemeine Verfügung des Oberbürgermeisters 1931 bis 1937. Stadtarchiv Naumburg (Saale), Signatur 8545 [KdgM 2] Brief vom Kampfbund des gewerblichen Mittelstandes. Arbeitsgemeinschaft deutscher Geschäftsleute - Ortsgruppe Naumburg (Saale) vom 13. April 1933 an den Magistrat der Stadt Naumburg (Saale) mit Verfügung von Roloff vom 19. April 1933. In: Allgemeine Verfügung des Oberbürgermeisters 1931 bis 1937. Stadtarchiv Naumburg (Saale), Signatur 8545 Kraus, Daniela: Bernhard und Elisabeth Försters NUEVA GERMANIA in Paraguay. Eine antisemitische Utopie. Dissertation zur Erlangung des Doktorgrades der Philosophie an der Geisteswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien, Dezember 1999 Krause, Clemens und
Susane Meinicke: Zur Geschichte der Juden in Halle (1933-1945) - eine
Bilanz. In: 300 Jahre Juden in Halle. Leben - Leistung - Leiden - Lohn.
Herausgegeben von der Jüdischen Gemeinde zu Halle, Mitteldeutscher
Verlag, Halle 1992, Seite 83 ff. Landsberg, Adolf. Brief an den Herrn Führer und Reichskanzler, Naumburg, den 16. November 1935. Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48 I e, 1172 Lebenslauf von Otto Hollaender, Naumburg a. S. 1907. Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz Liebe, Werner: Die Deutschnationale Volkspartei 1818-1924. Droste Verlag, Düssedorf 1956 Liste der im Stadtbezirk Naumburg ansässigen Juden. [Dokument ohne Datum. Nach Rücksprache mit dem Archiv wahrscheinlich 1938 erstellt.] Archiv der Stiftung Neue Synagoge Berlin Centrum Judaicum CJA 2A2, Nr: 2769 Marum-Lunau, Elisabeth: Auf der Flucht in Frankreich, Hentrich & Hentrich, Juli 2000 Noack: Entjudung der deutschen Anwaltschaft. In: Juristische Wochenschrift, 67 (1938) 45, Seite 2796 f. Der Oberbürgermeister, als Leiter der Ortspolizeibehörde, Tgb. Kr. P., Naumburg, den 20. Dezember 1935, Landeshauptarchiv Sachsen-Anhalt, Merseburg, Rep. C 48 I e, 1172 Onasch, Martin: Erläuterung zu einer Namenstafel jüdischer Opfer in Naumburg am 19.1.1994 vor dem Hauptausschuß der Stadt Naumburg. Naumburg, den 22.1.1994, 6 Seiten, unveröffentlicht Onasch, Martin: Die Ausweisung der Juden aus Naumburg vor 500 Jahren. Vortrag am 14. Mai 1994 in der Marienkirche zu Naumburg, unveröffentlicht Onasch, Martin: Verfolgung von Juden in Naumburg von 1933-1945. Eine Liste der von den "Rassengesetzen" betroffenen Bewohner. In: Saale-Unstrut Jahrbuch, 1. Jahrgang 1996, Seite 92 bis 94 Onasch, Martin: verfolgt - vertrieben - umgebracht. Naumburger Juden 1933-1945. Aus: Saale-Unstrut Jahrbuch. Jahrbuch für Kulturgeschichte und Naturkunde der Saale-Unstrut Region, Druckhaus Naumburg GmbH, 4. Jahrgang 1999, Seite 91 bis 100 [Ostjuden-Kampagne] Die Ostjudenfrage. "Berliner Organ der Unabhängigen sozialdemokratischen Partei Deutschlands". Berlin, den 1. Juli 1920 Ossietzky, Carl von: Antisemitien. Die Weltbühne. Berlin, 19. Juli 1932. In: Carl von Ossietzky: Rechenschaft. Publizistik aus den Jahren 1913-1933. Aufbau Verlag, Berlin und Weimar 1970, Seite 292 bis 306 [Rieling, Werner] Rechtsanwalt Dr. Rieling über die Judenfrage, Vortrag im Bund Nationalsozialistischer Deutscher Juristen, Ortsgruppe Naumburg. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 2. Februar 1935 [Roloff] Der Oberbürgermeister als Ortspolizeibehörde Tgb. Nr. P.V. 105, Naumburg, den 29. August 1933, an den Regierungspräsidenten in Merseburg, unveröffentlicht Rosenberg, Alfred:
Wesen, Grundsätze und Ziele der NSDAP. Herausgegeben und erläutert
von Alfred Rosenberg , Zentralverlag der NSDAP, Franz Eher, Nachf. , München
1943 Rühlmann, H.: Zum Tageblatt-Artikel über die Pogrom-Nacht. In: "Naumburger Tageblatt", Burgenland, Naumburg, den 8. Dezember 1994 Saab, Karim. [Thema: Die Juden zur Nazizeit in Naumburg. Titel des Aufsatzes nicht eindeutig lesbar. Der erste Satz lautet: "Ich möchte Ihnen erzählen, was ich im Verlauf der vergangenen Woche über den Hergang der Kristallnacht in Naumburg und über das Schicksal der Juden in Erfahrung bringen konnte."] Schreibmaschinentext 6 Seiten, ohne Jahresangabe [um 1983], Stadtarchiv Naumburg, Einzeldokument. Der Autor lebt heute in Potsdam (2011). [Schneider] Rassenpolitische Fragen, die jeden Einzelnen angehen. "Naumburger Tageblatt", Naumburg, den 11. Juli 1935 [SE] [Sattelmacher, Paul:] Auszug aus den persönlichen Aufzeichnungen des Oberlandesgerichtpräsidenten Prof. Dr. Paul Sattelmacher (13.4.1879-1947), unveröffentlicht The Central Database of Shoah Victims' Names Verbrannt vergessen?
Verband deutscher Schriftsteller, Recherche Regine Möbius, 2007,
Seite 82 Verzeichnis der jüdischen Geschäfte die nach dem 31. Januar 1933 zwangsweise arisiert wurden. Stiftung Neue Synagoge Berlin - Centrum Judaicum, Archiv, Archivsignatur 2A2 74
Ich danke Frau Anja Hollaender (Niederlande) für die Überlassung der Fotos von ihrer Familie. Sie wurden digital bearbeitet, aber nicht inhaltlich verändert. - Januar 2010 Ich bedanke mich beim Archiv der Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg und des Kollegiatstifts Zeitz, für die allseitige Unterstützung der Forschung zur Familie Otto Hollaender. - 25. September 2010 Ich bedanke mich für ein Gespräch mit Herrn Aaron Guttstein aus Zeitz. Es trug zur Klärung einiger Fragen bei. Von ihm erhielt ich Bilder von Personen, die mit einem Stern [*] gekennzeichnet sind. - 2013
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Autor:
Detlef Belau |
Geschrieben:
April 2005. |